Gedichte für die Enkelkinder

19451960198020002020

Der Dermatologe Lindemayr schreibt in der Tradition von Eugen Roth und Wilhelm Busch.

19451960198020002020

Der Dermatologe Lindemayr schreibt in der Tradition von Eugen Roth und Wilhelm Busch.

Werbung
Werbung
Werbung

Es gibt noch Humor. Wilhelm Busch und Eugen Roth, Joachim Ringelnatz und Fritz von Herzmanovsky-Orlando lächeln vom "himmlischen Griensteidl" herunter, wenn Walther Lindemayr seine Erlebnisse und Beobachtungen im Kreis der Kinder und Enkel in skurrile Verse faßt und ebenso skurrile Zeichnungen geheimnisvoller, vermenschlichter Tiere dazusetzt. Der habilitierte Dermatologe und ehemalige Leiter der Hautabteilung im WilhelminenKrankenhaus in Wien nimmt ebenso gerne schöne Frauen oder geschwätzige Politiker aufs Korn wie die Auswüchse der modernen Technik oder der "In-Gesellschaft". Das klingt dann - etwa im Gedicht "Mögliches und Unmögliches" - so: Schön wär's, wenn Menschen mit Problemen einander wirklich näherkämen.

Wahrscheinlich ist das nicht, ganz klar, jedoch zumindest vorstellbar.

Daß Eheleute daran denken, daß sie dem Partner Rosen schenken, die Gegensätze überwinden und wieder zueinander finden, daß die, die leider selbst nichts können, den anderen Erfolge gönnen, daß Mörder, die sonst jederzeit zu einem neuen Mord bereit, mit einmal ihre Mordlust dämpfen, daß alte Kämpfer nicht mehr kämpfen, daß reiche Prasser, statt zu prassen, den Hungernden was überlassen, daß Polizisten, statt zu toben, die lieben Autofahrer loben, daß alte Säufer nicht mehr saufen, daß schlimme Raufer nicht mehr raufen, daß Kicker fast kein Foul mehr machen, Finanzbeamte freundlich lachen das hoffe ich als Optimist, obwohl es unwahrscheinlich ist.

Ich habe rege Phantasie doch eines, glaub ich, gibt es nie: das kann ich nicht zu hoffen wagen, daß sich Politiker vertragen.

"Jedem, der die Lektüre bis zum bitteren Ende durchhält, ist mein Mitgefühl sicher", warnt der Herausgeber. Der Probe aufs Durchhalten entgeht, wer das Büchlein planlos durchblättert, einmal vorne bei den Tips für die Enkel, dann wieder hinten bei den Betrachtungen über moderne Ausdrucksweisen verweilt: "Der Laie glaubt, auch wenn's banal ist, das nur das Beste optimal ist.

Das ist ein Irrtum, ein fataler; da ist noch vieles optimaler, was jeder Leser dann und wann in seiner Zeitung lesen kann.

Am optimalsten aber schreibt, wer den Begriff noch höher treibt.

Am alleroptimalsten ist in jedem Blatt der Kolumnist ..."

Für Vergügen ist auf jeden Fall gesorgt.

SEI FROH, DASS ICH NICHT VON DIR TRÄUME Humorige Gedichte von Walther Lindemayr, Frieling-Verlag, Berlin 1997, 248 Seiten, brosch., öS 160,

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung