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Waren die Nürnberger Prozesse gegen die Größen des Dritten Reiches "rechtens"? Durfte man einen Adolf Eichmann aus Argentinien entführen, um ihm den Prozess zu machen? Bei Slobodan Milosevi'cs Auslieferung ans UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag erinnert man sich an die Diskussion dieser Fragen - auch wenn die (Rechts-)Lage sich mittlerweile anders darstellt und es hierzulande einem außenpolitischen Leichtgewicht wie der Grünenpolitikerin Ulrike Lunacek vorbehalten blieb, von einem "brachialen Deal des Westens" zu sprechen und davon, dass "Milosevi'c praktisch um Milliarden verkauft wurde".

Das internationale Recht mag sich seit den vierziger Jahren gehörig weiterentwickelt haben; ohne den politischen Willen zu seiner Durchsetzung und einem gehörigen Schuss Pragmatik bliebe es dennoch zahnlos: Was wäre, um Milosevi'cs habhaft zu werden, die Alternative zum "Druck des Geldes" gewesen? Ein Entführungskommando wie weiland bei Eichmann? Ein paar Bomben wie - ohne Erfolg - bei Saddam Hussein? Ein Appell des UN-Generalsekretärs?

Slobodan Milosevi'c steht vor Gericht. Das ist wichtig und richtig. Der Expräsident Jugoslawiens sieht sich nun einer internationalen Justiz gegenüber, die sich den Rechtsstandards demokratischer Gesellschaften verpflichtet weiß. Dies ist nicht nur eine Frage des Rechts, sondern vor allem ein Zeichen in Richtung Gerechtigkeit. Milosevi'c kann, anders als zu Hause, in Den Haag auch nicht zum Tod verurteilt werden: Dieser zivilisatorische Fortschritt ist - selbst einem Kriegsherrn gegenüber - mehr als hoch einzuschätzen. ofri

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