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Falange in Opposition

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Nach dreißigjähriger bestimmender Teilnahme; in den Regierungen Francos sieht sich die Falange erstmals zu-einer neuen Aktivität verbannt: dem Opponieren. Kaum jemand in Spanien übersieht heute, daß die neueste Regierungsumbildung, die einen glatten Sieg über die Technokraten bedeutet, den politichen Tod der letzten, aus den Hitler- und Mussolini-Jahren Europas überlebenden Gruppe darstellt.

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Nach dreißigjähriger bestimmender Teilnahme; in den Regierungen Francos sieht sich die Falange erstmals zu-einer neuen Aktivität verbannt: dem Opponieren. Kaum jemand in Spanien übersieht heute, daß die neueste Regierungsumbildung, die einen glatten Sieg über die Technokraten bedeutet, den politichen Tod der letzten, aus den Hitler- und Mussolini-Jahren Europas überlebenden Gruppe darstellt.

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Allein, die Falangisten wollen sich nicht in diese Niederlage schicken und beginnen sich neu zu ordnen. Der ausgeschiedene Einheitsbewegungsminister und oberster Einheitsgewerkschaftschef, Jose Solis Ruiz, der seine Amtsübergabe mit tränenreicher Bewegung über sich ergehen ließ, schlug einen Botschafterposten aus, um, wie es die Madrider Ge- rüchtebörse wissen will, die Falange neu zu organisieren und den eingeschlafenen Kampfgeist zu wecken.

Als ersten Schritt in dieser Strategie kann man das beabsichtigte Wiedererscheinen der vor wenigen Wochen wegen finanzieller Schwierigkeiten eingestellten Falange-Zeitung „SP“ ansehen. Der Altfalangist Fernandez Cuesta, der heute noch in Arbeiterkreisen hohes Ansehen genießende ehemalige Arbeitsminister Girön, Exminister Solis und der Direktor von Spaniens größter Abendzeitung, des gewerkschaftseigenen Madrider „Pueblo“, Emilio Romero, einer der fähigsten Journalisten des Landes, dem auf Gründ des Ministerwechsels wenig Spielraum für seine das Opus Dei kritisierende Feder im „Pueblo“ bleiben dürfte, wollen ein zugkräftiges „SP“ aus der Taufe heben.

„Weder tot noch begraben“

Wie die Stimme aus der Wüste, in die die Falange abgedrängt worden

ist, klingt ein in der in ganz Spanien erscheinenden Wochenzeitung „Hoja de Lünes“ von dem Präsidenten der spanischen Pressevereinigung und Direktor der falangistischen Tageszeitung „El Alcazar“, Lucio del Alamo, gezeichneter -Artikel. z Ge

tränkt von falangistischem .Wehrund Widerstandsgeist, ist. er eine Kampfansage an das Opus Dei.

„Ich finde jedoch, daß der politische Triumph des Herrn Lopez Rodo (Entwicklungsplanminister, Opus- Dei-Mitglied und selbst von dem Laienorden als „Urheber der Regierungsumbildung“ bezeichnet) zu rund ist. Vielleicht fehlte seinem Ungestüm die Mäßigung. Es gibt — ob man will oder nicht — im Lande Kräfte, die im Volk wurzeln und deren Gegenwart in der Regierung höchstens indirekt oder widergespiegelt ist. Ich meine damit die glorreichen Kräfte der Tradition, die dem Andenken Alfons XIII. Treuge- gebliebenen, die Kinder und Enkel derjenigen, die sich dem Sektierergeist der Zweiten Republik entgegenstellten, die Massen der Fa- lange. Denn es ist wohl möglich, daß die Falange Espanola ohne Zeit für eine Grabrede begraben worden ist. Aber die, die weder tot noch begraben sind, das sind die Falangisten“.

Und dann wendet er sich direkt

an die neuen Minister

„Ich weiß, daß sie enorm fähig sind. Ich weiß, daß sie das erwartende Vertrauen des Staatschefs besitzen. Aber ich weiß auch, daß sie schwierige Probleme erwarten, für die das Talent und der gute Wille nicht ausreichen.“

Wird dieser Ruf von den nur noch 700.000 Faiange-Mitgliedern — bei Bürgerkriegsende waren es zweieinhalb Millionen — gehört werden? Und wird die neue Regierung es nicht genausogut wie ehemals die Falange verstehen, jeglichen aufkommenden Widerstand zu brechen,?,,.

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