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In der lange verschlossenen Heimat Dschingis Khans

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Die amerikanischen Anthropologen beschäftigen sich nicht mit politischen Fragestellungen, sondern beschränken sich auf die Darstellung der Nomadengesellschaft im Wandel in der geographisch heiklen Lage, in der sich dieMongolei befindet.

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Die amerikanischen Anthropologen beschäftigen sich nicht mit politischen Fragestellungen, sondern beschränken sich auf die Darstellung der Nomadengesellschaft im Wandel in der geographisch heiklen Lage, in der sich dieMongolei befindet.

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Durch die kommunistische Herrschaft von der restlichen Welt ziemlich abgeschlossen, ist das Wissen über die Mongolei relativ dürftig. Man weiß ungefähr die Größe von 1,565.000 Quadratkilometer (etwa das viereinhalbfache von Deutschland) bei einer Einwohnerzahl von 2,1 Millionen. Die mittlere Höhenlage des Landes ist bei knapp 1.600 Metern. 1924 wurde die Mongolei zur Volksdemokratie; nach dem Ende der UdSSR verabschiedete sich das asiatische Land als erstes vom Kommunismus.

Diese wenigen Hintergrundinformationen sind für das Verständnis dieses Buches wichtig, da sich Melvyn C. Goldstein und Cynthia M. Beall vor allem um die Darstellung des Kulturwandels bemühen. Unter den „roten Zaren” wurden die Nomaden in Kollektiven, den „negdels”, organisiert. Das brachte einerseits eine passable medizinische Versorgung, eine Schulausbildung, eine Garantie der Absatzmärkte für Produkte der Nomaden. Fleisch konnten sie über die Grenze nach Sibirien verkaufen. Andererseits wurden religiöse Traditionen unterdrückt. Die mongolische Bevölkerung, die stets innige Bande zum tibetischen Buddhismus hatte, mußte über 70 Jahre auf den Kontakt zu ihren Vorbildern verzichten. Religion hat bekanntlich vor allem in Gesellschaften, die ihren Traditionen folgen, eine besondere Bedeutung.

Durch das Ende der kommunistischen Herrschaft können die mongolischen Hirten beginnen, ihre Überlieferungen und Traditionen neu zu beleben. Sie müssen dies allerdings vor dem Hintergrund einer zerrütteten Wirtschaft machen: Die gewohnten Märkte sind zusammengebrochen. Es gilt, das Land in den internationalen Handel einzuschließen, was durch den bankrotten Nachbarn Bußland auf der einen und China, das nie aufgehört hat, die Mongolei als Teil eines größeren Chinas zu sehen, aufd^er anderen Seite erschwert wird.

Das Buch bietet viele Einblicke, doch läßt es auch Fragen offen.

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