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Kaiserschimmel und Hohe Schule

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Wien ist demnächst um ein Museum und eine Touristenattraktion reicher: Ab 2. Dezember öffnet das Lipizzaner Museum - ein Projekt des Kunsthistorischen Museums, das von der Museums Collection verwaltet wird - in den Räumlichkeiten der alten Hofapotheke seine Pforten. Dort, in den Kellergewölben der Stallburg, sind auf über 400 Quadratmetern Fläche zum Teil noch nie öffentlich gezeigte Objekte aus der Spanischen Reitschule, der Gemäldegalerie des Kunsthistorischen Museums und der Wagenburg zu sehen. Erstmals werden die Geschichte der Lipizzaner, ihre Aufzucht und Ausbildung sowie die hohe Schule der Reitkunst dokumentiert. Außerdem gewährt das Museum einen großzügigen Blick in die Hofstallungen, sodaß man die berühmten Pferde „live” bewundern kann?

Sie erhielten ihren Namen nach Li-pizza, einem kleinen Dorf nördlich von Triest. Erzherzog Karl von Innerösterreich erwarb dort 1580 einen Meierhof für die Errichtung eines Hofgestüts. Er begann aus den schweren Karster Pferden durch Kreuzung mit leichten araberblütigen Andalusi-ern und Neapolitanern eine neue Rasse zu züchten. Unter Kaiser Leopold I, und seinem Sohn Kaiser Karl VI. erlebte das Gestüt eine erste große Blütezeit. Während der Napoleonischen Kriege würden die Pferde evakuiert, das Gestüt verwüstet. Der Wieder aufbau erfolgte erst unter Kaiser Franz Joseph. Nach dem Ersten Weltkrieg kamen die Lipizzaner in das Staatsgestüt Piber in der Steiermark, wo bis heute ihre Heimat ist. Der besondere Ruhm der Lipizzaner gründet sich nicht nur auf ihr edles Erscheinungsbild und ihre Gelehrigkeit, sondern auch auf ihre über Jahrhunderte lückenlos zu verfolgende Abstammung. - Fünf der sechs heutigen Lipizzaner-Stämme mit so wohlklingenden Namen wie Pluto, Con-versano oder Maestoso gehen auf die berühmtesten Gestüte in Spanien und Italien zurück.

Die Spanische Reitschule in Wien wurde 1572 von Kaiser Maximilian

II. gegründet und unter Kaiser Karl VI. - mit dem Bau der Winterreitschule - aufgewertet. Als Begründer der klassischen Hohen Schule „auf der Erde” und „über der Erde” gelten Antoine de Pluvinel, ein Höfling König Heinrichs IV. von Frankreich, und vor allem Francois Robichon de la Gueriniere, Oberstallmeister König Ludwigs XV., der die Reitkunst reformierte. Die Spanische Reitschule in Wien kann als einzige Institution der Welt auf eine 400jährige Tradition der Hohen Schule, der höchsten Stufe der Dressur, zurückblicken.

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