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Der amerikanische Hispanist Whit-aker schildert in seinem Buch „Spanien und die Verteidigung des Westens“ die Situation in diesem Land, nachdem die UNO ihren Mitgliedern empfahl, ihre Botschafter aus Madrid abzuberufen (12. Dezember 1946), etwa folgendermaßen: Die Bedrohung durch das Ausland einigte das zersplitterte Regimelager gegen die „unterdrückte andere Hälfte Spaniens“, die schweigen mußte, wie sie bis dahin geschwiegen hatte. Verschiedene Beobachter sehen in der heutigen Lage eine Parallele zu der damaligen.

Die ungeklärte Frage der Nachfolge Francos, die Verbindung mit der EWG, die einige staatstreue Gruppen als politisch bedenklich, andere als wirtschaftlich unerläßlich betrachten, die Aktualisierung der latenten sozialen Krise durch die Streiks sollen ernste Meinungsverschiedenheiten in Regimekreisen hervorgerufen haben. Die Begegnung der „inneren“ mit der „äußeren“ Emigration in München haben nun den willkommenen Anlaß geboten, alle, die sich zu dem Staat Francos bekennen, auf die sie angeblich bedrohenden Gefahren hinzuweisen.

Daß an die achtzig demokratische Oppositionelle in der bayrischen Hauptstadt an der Tagung der Europabewegung teilnehmen würden, war Madrid natürlich bekannt. Der Führer der hiesigen Christiich-Demokraten, Gil Robles, hatte in einem Schreiben an den Minister der Regierungspräsidentschaft darauf hingewiesen und die zu erwartende Resolution, die die Anerkennung der Menschen-, Sozial- und anderer Grundrechte betraf, angekündigt. Ähnliche Briefe schickten die liberalen Monarchisten Satrustegui und Miralles an den Außenminister.

Doch auch die Zusammenkunft der bürgerlichen spanischen Opposition mit der sozialistischen Emigration vor der Europatagung war der Regierung bekannt. Die Presse der „Nationalbewegung“ (Falange) zum Beispiel hatte dazu sogar einen Beobachter entsandt, der freilich bald darauf den Weg nach Mexiko nahm.

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