Die Arbedtervertreter innerhalb der Arbeitgeber und Arbeitnehmer zusammenschließenden spanischen Einheitssynidikate haben in Madrid getagt. Sie forderten u. a. „äußerste Eile bei der Veröffentlichung und Verwirklichung der Mittel zur Teuerungsbekämpfung”, Erhöhung der zwischenberuflichen Mindestgehälter und Erweiterung des Gesetzes über die Kollektivverträge. Diese Konferenz ist von der Tagespresse, die Falange- und Syndikatszeitungen ausgenommen, mit Schweigen übergangen worden. Dennoch oder deshalb ist sie das bei weitem wichtigste Ereignis im spanischen Geschehen seit vielen
Zur gleichen Zeit etwa, in der Spanien die Maurenaustreibung beendet hatte, begann eine neue Invasion: Die Zigeuner kamen im 15. Jahrhundert auf die Halbinsel und haben sich im Verlauf der Jahrhunderte auf ihr festgesetzt, ohne seßhaft zu werden. Im heutigen Spanien leben etwa 75.000 Zigeuner, größtenteils auf einer mittelalterlichen Kulturstufe. Zahlenmäßig am stärksten treten sie in und um Barcelona, Granada, Valencia, Vallado lid, Badajoz und Madrid auf. In der Hauptstadt selbst gibt es zirka 400 Zigeunerfamilien, deren genaue Mitgliederzahl jedoch kaum festzustellen ist, weil sie
Ein ehrgeiziges Ziel haben sich Spaniens „Technokraten”, wie man hier einige Fachminister und Wirtschaftsführer nennt, gesetzt: Sie wollen ihr Land innerhalb von etwa zehn Jahren wirtschaftlich wie sozial annähernd auf westeuropäisches Niveau bringen. Dazu sollen der allgemeine „Entwicklungsplan” und einige Einzelprogramme, etwa die Wohnbauförderung, dienen. Zuerst war eine soziale Bestandsaufnahme vorzunehmen, da die spanischen Statistiken, wie einer der ersten Fachleute auf diesem Gebiet zugab, „zu 90 Prozent auf Irrtum beruhen”. Dieser Aufgabe unterzog sich vor allem die
„Wir wollen zuerst ein Klima dėr Verständigung und Freundschaft zwischen Marokko und Spanien schaffen und dann erst an die Lösung der zwischen uns bestehenden Probleme gehen.” Dieser Ausspruch eines marokkanischen Staatsmannes ist nicht nur Leitmotiv für die heutige Rabater Politik gegenüber Madrid, sondern auch für die Spaniens gegenüber Rabat. Die Taktik der Nadelstiche, Reibereien und bewaffneten Zusammenstöße seit der Gründung des selbständigen Marokko brachte die beiden nur durch die schmale Meerenge von Gibraltar voneinander getrennten Länder der Realisierung ihrer
In Spanien ist Erdöl gefunden worden. Fast 30 Meter hoch scholl ein Petroleumstrahl in den Himmel, ein Indiz selbst für den ärgsten Skeptiker, daß man auf eine beachtliche Erdöltasche gestoßen ist, deren Ausbeutung vermutlich rentabel sein könnte. Wesentlich mehr in technischer und wirtschaftlicher Hinsicht über dieses Ereignis auszusagen, hieße sich auf den schwankenden Boden purer Hypothesen begeben. Denn wer je einmal mit Petroleumfachleuten zu tun gehabt hat, weiß, wie schweigsam sie sind. Aber man kann fast mit Händen den Stimmungsumschwung in Spanien greifen, seit in der Nähe
Das Ergebnis des III. Nationalkongresses der spanischen Syndikate, der mit dem Beginn der Feiern anläßlich von Francos Übernahme der Macht vor 25 Jahren fast zusammenfiel, läßt sich in einem Satz zusammenfassen: Die Grundzüge der hiesigen „vertikalen Gewerkschaften“ bleiben die gleichen wie bisher, und die Verständigungsmöglichkeit mit den westeuropäischen Arbeiterverbänden ist daher äußerst gering, um nicht unverblümt zu sagen gleich Null.Die spanischen Syndikate halten an ihrem Prinzip fest, daß Arbeitgeber und Arbeitnehmer eines oder mehrerer ähnlicher Berufszweige in
62, in Deutschland 58, in Frankreich 44 und in der Schweiz 73 Prozent des schwedischen Preises. Das gesamte Preisniveau liegt in Deutschland um zehn Prozent, in England um 13 Prozent und in Holland um 30 Prozent unter dem schwedischen Durchschnitt. In der Schweiz liegt es nach dieser Berechnung um drei Prozent höher.Der Gesamtvergleich erscheint zweifellos für Schweden günstig. Hier muß jedoch beachtet werden, daß die Produktivität pro Angestellten in allen Zweigen der Industriebeträchtlich über dem Durchschnitt liegt. Betrachten wir hier nur die Lage im Schiffbau. Die Produktion einer
Madrid entwickelt seit einigen Tagen eine fieberhafte außen- und handelspolitische Tätigkeit. Minister gehen auf Auslandsreisen, Staatsbesuche werden gemacht und empfangen — schon lange war die Aktivität oder sagen wir lieber: die Geschäftigkeit hier nicht so auffällig. Geschäftigkeit deshalb, weil alles einen etwas hektischen, un-koordinierten Eindruck macht. Man will plötzlich mit aller Welt ins Gespräch kommen, Handelsminister Ullastres besucht fünf Staaten Schwarz-Afrikas, Industrieminister Lopez Bravo kehrt aus Algerien heim und bereitet einen Trip nach Marokko vor; der
Das Zentralproblem der spanischen Politik ist die Nachfolge Francos. In ständiger Wiederkehr stellt man sich im In- und Ausland die Frage: Wer oder was kommt nach Franco? Aber keinerlei bündige Antwort ist darauf möglich.Denn die derzeit gültige Verfassung läßt sowohl die Restauration der Monarchie als auch eine neue Verweserschaft — zu deutsch: eine weitere Generalsdiktatur — zu. Der Generalissimus jedoch, von dem allein die Entscheidung abhängt, äußert sich nur auf sibyllinische, somit völlig unverbindliche Weise zu dieser Existenzfrage Spaniens, zuletzt in seiner
Der „V ierundzwanzigerausschuß “der UNO für „nicht selbständig Gebiete“ hielt es für nötig, sich mit Gibraltar, der britischen Kronkolonie an der Südspitze Spaniens, zu befassen. Weder Madrid noch London haben diese Frage aufgeworfen, die von der Kommission ex officio zur Diskussion gestellt wurde. Am allerwenigsten war die Bevölkerung Gibraltars daran interessiert, wie uns der „Präsident des Gesetzgebenden Rats“(Ministerpräsident) und Bürgermeister von Gibraltar, Joshua Hassan, telephonisch versicherte. Spanien möchte seit langem das Problem in direkten Verhandlungen
Seit dem 5. Juli hält in mehreren Kohlengruben des nordspanischen Asturien ein Arbeitskonflikt an, der infolge von Streiks und Aussperrungen gegenwärtig 15.000 bis 17.000 Arbeiter, etwa ein Viertel der Belegschaft, betrifft. Die Presse veröffentlicht täglich Verlautbarungen über die ständig wechselnde Lage — Arbeitsaufnahme, Arbeitsniederlegung, Sperrung von Minen, Wiedereröffnung —, doch Zusammenhänge und Hintergründe bleiben im Dunkel. Kein Wund : Regierungsstellen, Arbeiter, Unternehmer zeigen sich wenig gesprächig; Geheimnistuerei, Mißtrauen, Verbitterung machen die
„Wir haben einen Papst!“ riefen (rieh in Madrid nach Bekanntwerden der Wahl Msgr. Montinis freudestrahlend Leute zu, von denen man sonstnicht behaupten könnte, daß sie sich für Kirchenangelegenheiten interessieren. In diesem als „erzkatholisch“ angesehenen Land sind keine 20 Prozent der Männer praktizierende Katholiken, und gerade unter den 80 Prozent Lauen, meist sogar radikal Antiklerikalen, waren die zu finden, die des Mailänder Erzbischofs Erhöhung zum Oberhaupt der katholischen Christenheit so feierten, als ob ihnen der erste Sohn geboren worden wäre. „Montini!“ war in
vonnen, die Konservativen hingegen 566 verloren. Nach den Worten von Mr. Len Williams, dem Generalsekretär der Arbeiterpartei, hätte ein Nettogewinn von 500 kaum eine Bedeutung gehabt, da er gegen 1957 einen Zuwachs von bloß 60 Sitzen dargestellthätte. Mit einem tatsächlich errungenen Vorsprung von rund 330 Mandaten können die Wahlstrategen im Transporthaus aber durchaus zufrieden fein und der kommenden Parlamentswahl zuversichtlich entgegensehen.Hätte eine Unterhauswahl stattgefunden, so wäre aus dieser Abstimmung die Labour-Party mit 54 Prozent und die Konservativen mit 46 Prozent
IN PUNTA CAUCEDO, dem Flughafen von Santo Domingo, der Hauptstadt der Dominikanischen Republik, erwartet die Ankommenden eine kleine Musikband. Ein paar Neger, Mulatten und Mestizen mit Ziehharmonika, Handtrommel, Blechkanister und Rasseln spielen den dominikanischen Nationaltanz, den Merengue.Im Nu ist alle Flugmüdigkeit abgefallen, und unsere dominikanischen Gastgeber zeigen uns auch schon die Schritte dieses lebendigen Tanzes. Aber es steht wohl im Schicksalsbuch geschrieben, daß schwerfällige Mitteleuropäer diesen Raketentemporhyth-men nicht folgen können. Und unter dem Gelächter der
„Komm, Juanito, spring über die Mauer, mach es mir nach!“ So lautet der Text zu einer Karikatur, die in dem Witzblatt „Cachafu“ („Altes Schießeisen“) von Santo Domingo erschien. Juanito — das ist der neue, erst wenige Wochen amtierende Staatspräsident der Dominikanischen Republik: Juan Bosch; der zu ihm spricht, ist Fidel Castro, und die Mauer ist die Berliner Mauer, auch in Lateinamerika das Symbol der Trennung zwischen der kommunistischen und der demokratischen Welt.Das Witzblatt hat den Nagel auf den Kopf getroffen. Denn nicht allein in der Dominikanischen Republik, nein,
Die Zahl der Analphabeten in Spanien ist im Verlauf von zehn Jahren um mehr als vier Prozent gesunken, entnimmt man den Ergebnissen der vorjährigen Volkszählung. Von einer Gesamtbevölkerung von 30,5 Millionen Spaniern sind 10,3 Prozent, also mehr als drei Millionen Menschen — etwa die Einwohnerzahl von Berlin oder erheblich mehr als die Hälfte der schweizerischen Bevölkerung —, desLesens und Schreibens völlig unkundig. Trotz der Fortschritte auf dem Gebiet der Volksbildung ist die Menge der Spanier, die nie in ihrem Leben eine Schule besuchten, noch immer erschreckend groß. Sie ist
Als „Höflichkeitsbesuche und Gesten guter Nachbarschaft“ bezeichnen Sprecher1 de Madrider französischen Botschaft den Aufenthalt Pariser Re-giernngs'mitgliedeV und Militärs in der spanischen Hauptstadt, so auch den am 6. Februar beendeten Besuch des französischen Generalstabschefs Aille-ret und seiner Suite. Die Häufung der Reisen französischer Offizieller hierher sei zufällig, außerdem haben Finanzminister Giscard d'Estaing und Außenminister Couve de Murville ihre Fahrten auf unbestimmte Zeit verschoben, wozu kein Kommentar gegeben wird. In spanischen Kreisen meint man, diese
Spanien hat seit kurzem eine legale Opposition mit einem öffentlichen Publikationsorgan. Sie kommt nicht aus dem liberalen, sozialistischen oder gar kommunistischen Lager, die weiterhin geächtet bleiben, sondern aus der „Nationalbewegung“, der Falange selbst. Ihre Träger, die „Alte Garde“ der Falange und deren junge Anhänger, verkünden darum, noch „innerhalb des Regimes zu stehen“, um es „für die (falangistische) Revolution zu gewinnen“, bereit aber, „sich ihm entgegenzustellen“, wenn die heutige „Abweichung (von der falangistischen Parteilinie) die Fundamente des
Den Auftakt zur diesjährigen politischen Saison in Portugal bildete die gemeldete Verhaftung von 20 bis 30 Kommunisten, die erste dieser Art seit der Aushebung einer KP-Zelle im Mai. Das Vorhandensein einer oder sogar mehrerer kommunistischer Parteien ist unbestreitbar, für ihre häufig behauptete Allgegenwart bei allen gegen das Regime gerichteten Aktionen aber fehlt der überzeugende Beweis.Jedenfalls kann man schwer an ihren Einfluß auf die jüngste Manifestation von 50 Angehörigen der „demokratischen Opposition“, durchweg liberal-konservativen, aus dem Besitzbürgertum stammenden
„Ich bin gewiß kein Anhänger Francos, aber diesmal hat er sich auf der Höhe der Situation gezeigt“, sagten uns viele Katalanen nach der Hochwasserkatastrophe. Daß der stellvertretende Regierungspräsident, Mu-fioz Grandes, mit„3flde&ea^ Kabinettsmitgliedern sofort, bei Bekanntwerden des Unglücks nach Barcelona flog, daß kurz darauf Franco selbst eintraf und dort einen Ministerrat abhielt, hat seinen Eindruck nicht verfehlt. Der Besuch des Staatschefs in einigen Orten der verwüsteten Region — 2000 Hektar — gab der Bevölkerung das Gefühl, daß Madrid sich um sie kümmert,
Nach achtzehntägigem Streik haben 1 die Minenarbeiter Asturiens (Nord-' Spanien) einen spektakulären, aber keineswegs entscheidenden Sieg über die Regierung errungen. Wohl war der Ausstand für die Behörden und ihre Presse nur „ein ausschließlich politisches Manöver“, doch konnte man seinen sozialen und gewerkschaftspolitischen Aspekt bloß minimisieren, nicht aber verkennen. Sein Vorhandensein gibt nun die Regierung selbst zu, indem sie im letzten Ministerrat verschiedene Dekrete erließ, welche , die Anliegen der Arbeiterschaft, von denen man offiziell keine Kenntnis gehabt haben
Optimismus herrscht seit der Regierungsumbildung Francos unter den — Ausländern in Spanien. Diplomaten, Kaufleute, Journalisten sprechen von der „gelenkten Demokratie“, in die sich das diktatoriale Regime nun verwandeln und die somit die grundlegenden sozialen und politischen Freiheiten (die wirtschaftlichen sind größtenteils bereits zugestanden) endlich gewähren werde.Die Mehrheit der Spanier aber ist skeptischer, ja zerstörerisch negativ. Das unhöfliche Sprichwort von den „alten Hunden mit neuen Halsbändern“ wird allenthalben zitiert. Die ersten, höchst schüchternen
Der Marquis Luca de Tena, Madrids Botschafter in Athen und Besitzer einer der größten Zeitungen Spaniens, des monarchistischen ABC, der jedoch die redaktionelle Leitung seines eigenen Blattes vor zehn Jahren aufgeben mußte, da man an höchster Stelle damit nicht einverstanden war, dieser Marquis Luca de Tena schrieb an den spanischen Generaldirektor für Pressewesen, Mufloz Alonso, einen Brief, von dem hier Kopien zirkulieren und dem wir folgernde Sätze entnehmen:„Als Spanier und Journalist protestiere ich dagegen, daß spanische Publikationsorgane gezwungen wurden, mit ihrem Ansehen die
Der amerikanische Hispanist Whit-aker schildert in seinem Buch „Spanien und die Verteidigung des Westens“ die Situation in diesem Land, nachdem die UNO ihren Mitgliedern empfahl, ihre Botschafter aus Madrid abzuberufen (12. Dezember 1946), etwa folgendermaßen: Die Bedrohung durch das Ausland einigte das zersplitterte Regimelager gegen die „unterdrückte andere Hälfte Spaniens“, die schweigen mußte, wie sie bis dahin geschwiegen hatte. Verschiedene Beobachter sehen in der heutigen Lage eine Parallele zu der damaligen.Die ungeklärte Frage der Nachfolge Francos, die Verbindung mit der
Seit mehr als zwei Monaten steht Spanien im Zeichen eines Streiks, der zeitweise mehr als 100.000 Menschen von ihren Arbeitsplätzen fernhielt, auch jetzt noch nicht ganz abgeflaut ist, und den die ganze Nation gebannt über ausländische Sender und Zeitungen verfolgt.700 Peseten lösen Monsterstreik ausEine Lappalie hatte den Streik ausgelöst: Sieben Hauer der Mine Nico-lasa in Asturien hatten am 7. April um je 100 Peseten weniger Tageslohn gutgeschrieben bekommen als sonst. Weil sie nicht nach den neuen Rationalisierungsnormen gearbeitet hätten, behauptet die Betriebsleitung. Nein,
Rund vier Wochen dauert ein Sozialkonflikt im nordspanischen Asturien, der, was die Zahl der Beteiligten und seine Dauer anbetrifft, wohl der größte ist, der sich in den 25 Jahren der Herrschaft General Francos ereignete. Dennoch verbot bisher die staatliche Zensur jede Erwähnung der Vorkommnisse, so daß die Bevölkerung, die durch ausländische Sender Kenntnis von den Ereignissen hat, jedem Gerücht, jedem der vielen zirkulierenden Flugblätter unbekannter Herkunft Glauben schenkt.Die Syndikatsorganisation hingegen, in der Unternehmer und Arbeiter zusammengeschlossen sind, findet nichts
Mehr als zwanzig Jahre nach Gründung der staatlichen Einheitssyndikate Spaniens, die zwangsweise Arbeiter und Unternehmer zusammenschließen, gestattete ihnen die Staatsführung, sich eine neue „oberste, repräsentative und beratende Instanz“ zu geben: den Syndikatskongreß. Im vorigen Jahr tagte er zum erstenmal, zusammengesetzt aus teils ernannten, teils auf umständliche, Überraschungen ausschließende Weise gewählten Delegierten. Die erste, auf dem Führerprinzip fußende Phase im spanischen Syndikatswesen sei abgeschlossen, eine neue, demokratischere habe begonnen, wurde