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Tagebuch eines Infernos

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Seit Ende 1941 war Monte Cassino eine „zona sacra", die kein Militär mit Waffen betreten durfte. Die Alliierten glaubten dennoch an eine Festung der Deutschen.

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Seit Ende 1941 war Monte Cassino eine „zona sacra", die kein Militär mit Waffen betreten durfte. Die Alliierten glaubten dennoch an eine Festung der Deutschen.

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Am 17. Jänner 1944 begaim das mörderische Ringen zwischen Alliierten und Deutschen an der sogenannten „Gustavlinie"; das war der deutsche Verteidigungsriegel zwischen Adriati-schem und Tyrrhenischem Meer. Für die Angreifer war der Klosterberg, über den der aus Neuseeland stammende Generalmajor Francis Tucker (Kommandeur der indischen 4. Division, die dem Korps von Generalleutnant Sir Bernhard Freyberg unterstand) in einem Buch Erschreckendes gelesen hat, ein „Monster": Tucker mußte glauben, Monte Cassino sei für eine Verteidigung bestens geeignet und könne kaum eingenommen werden. In einem Memorandum vom 12. Febmar schlug er dem Neuseeländischem Korps vor, Minenbomben gegen Monte Cassino, der „Bastion des deutschen Widerstandes", einzusetzen.

„Mag das Kloster nun von Deutschen besetzt sein oder nicht", heißt es in dem Memorandum, „so scheint doch gewiß, daß die letzten Verteidiger des (benachbarten) Schloßbergs darin Zuflucht suchen und weiterkämpfen werden. Wesentlich ist daher, daß das Gebäude so zerstört wird, daß es zu diesem Zeitpunkt nicht mehr vnrksam besetzt werden kann."

Freyberg schließt sich den Fol-gemngen Tuckers an, das Kloster mittels schweren Bombardements dem Erdboden gleichzumachen. Am 14. Februar wamen Flugblätter die Italiener: „Seid vorsichtig! Die Zeit ist gekommen, da wir unsere Geschütze auf das Kloster selbst richten müssen… Wir warnen Euch nachdrücklich: Verlaßt das Kloster."

Am 15. Febmar erhält Major Bradford A. Evans (er hat das später in seinem Buch „The Bombing of Monte Cassino" dokumentiert), der Kommandeur der 96r amerikanischen Bomberstaffel, die in Fog-gia stationiert ist, den Befehl: „Dieses Kloster muß zerstört werden." Um 6.55 Uhr beginnt der Einsatz. Etwa 400 Menschen kommen um, das Kloster ist ein Trümmerfeld.

Abt Diamare überlebt und kann noch den Grundstein für den Wiederaufbau nach alten, von Schlegel geretteten Plänen am 15. März 1945 segnen. Am 6. September 1945 stirbt der Erzabt. Der Retter der Schätze Monte Cassinos stirbt am 8. August 1958 in Wien.

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