Gestörte Geschichten

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Ödön von Horváths "Geschichten aus dem Wiener Wald" bei den Sommerfestspielen Perchtoldsdorf

Nicht immer ist es nur das Wetter, das bei Freiluftaufführungen das Bühnengeschehen beeinträchtigt. Manchmal kommen auch noch andere Schwierigkeiten dazu. Wenn beispielsweise die Schauspieler Mikrophone tragen müssen und dabei auf eine unzulängliche Tontechnik angewiesen sind. Oder wenn sich am Spielort auch eine Ausstellung befindet, deren Eingang direkt neben der Bühne liegt, durch den während der Vorstellung Leute rein- und rausspazieren. Dann verliert, wie bei den Sommerspielen Perchtoldsdorf, selbst die feinsinnigste Inszenierung an Wirkung. Während in der Burg eine umfassende Schau Leben und Werk Ödön von Horváths dokumentiert, werden im Burghof seine "Geschichten aus dem Wiener Wald" aufgeführt.

Betont nüchtern gibt sich der Bühnenraum von Renate Martin und Andreas Donhauser: eine lange Bretterwand mit flexiblen Elementen, dahinter eine stilisierte "Skyline" der Wiener Wahrzeichen von Stephansdom bis Riesenrad. In ruhigen Bildern konzentriert sich Michael Sturmingers Inszenierung auf die Schauspielerführung. Völlig unspektakulär läuft die Geschichte ab und entlarvt gerade dadurch einen Schrecken, der aus dem sogenannten Normalen kommt. Sehr vielschichtige Charaktere zeigen sich. Marianne ist zwar Opfer der Umstände, hat aber, von Gerti Drassl sehr gut ausgespielt, auch eine sehr beschränkte Lebensperspektive. Karl Markovics zeigt als Fleischer Oskar sensible Seiten und lässt dadurch dessen verhaltene Brutalität umso unheimlicher erscheinen. Wunderbar ist auch Erni Mangolds verbitterte und bösartige Großmutter. Andreas Lust (Alfred), Branko Samarovski (Zauberkönig), Claudia Messner (Valerie) umschiffen erfolgreich alle Klischeefallen.

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