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Eine Großausstellung der Slowakischen Nationalgalerie zeigt eine unbekannte Kunstregion in Österreichs Nachbarschaft.

Keine Epoche der Kunstgeschichte hat in der Slowakei so wertvolle Werke hinterlassen wie die Gotik, doch die Aufarbeitung des reichen Erbes stand lange Zeit unter keinem guten Stern. Die bisher größte Ausstellung zum Thema fand 1937 im fernen Prag statt und sollte dem Zusammenhalt der von Hitler bedrängten Tschechoslowakei dienen - vergeblich, wie wir heute wissen. Die nächste große Gotik-Schau 1977 wiederum wurde in die slowakische Provinz verbannt, und selbst dort bestanden die Kommunisten auf einer Zurückdrängung der religiösen Kunst.

Erst die Unabhängigkeit von 1993 machte den Weg frei zu einer Darstellung der Gotik in Preßburg und ohne ideologische Prämissen; erfreulicherweise trübt der Stolz auf den eigenen Staat den Blick auf die internationalen Zusammenhänge nicht. Nach einer Ausstellung über das Barock und einer weiteren über das 20. Jahrhundert ist in der auf sieben Teile angelegten Ausstellungsserie der Slowakischen Nationalgalerie über die Geschichte der bildenden Kunst jetzt die Gotik an der Reihe.

Exemplarisch für das Konzept der Ausstellung steht ein Raum, der einer Kapelle aus SpiÇsk´y ÇStvrtok (Donnersmark) gewidmet ist und erstmals das dortige Altarbild, eine Skizze dazu aus Erlangen und einen Architekturplan aus der Wiener Akademie der bildenden Künste zusammenführt.

Ein ganzer Saal mit prachtvollen Monstranzen und Kelchen sowie dezente Fotomontagen von Kirchenräumen streichen die kirchliche Dimension der Objekte hervor, und in der Außenstelle der Ausstellung im Alten Rathaus, wo gotische Buchkunst und Wappenbriefe zu sehen sind, führt man Jugendliche in einer Schreibstube nicht nur in die gotische Kunst, sondern auch ins Mönchtum ein.

Österreichischen Besuchern hingegen öffnet diese Ausstellung die Tür in eine unbekannte Kunstregion im nahen Osten. Man möchte mehr sehen von Meister Paul von Leutschau (LevoÇca), der keinen Vergleich mit den größten Schnitzmeistern seiner Zeit zu scheuen braucht; man möchte auch die nicht transportablen gotischen Flügelaltäre in der Zips und in Bardejov (Bartfeld) kennen lernen; und man möchte die reichen Sammlungen in Martin und Kaschau (KoÇsice) erkunden, die mit ihren Leihgaben zum Glanz dieser Ausstellung beitragen.

GOTIKA

Slowakische Nationalgalerie Bratislava, nám. L'udovíta ÇStúra 4 (Hauptgebäude am Donauufer) sowie Primaciálne nám. 3 (Stadtmuseum im Alten Rathaus) Bis 21. März, Di-So 10-18 Uhr

Katalog (880 Seiten, 1.000 Abbildungen) mit englischer Zusammenfassung.

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