Gourmetstücke für Gehirnartisten

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Eine Ausstellung in Innsbruck als Hommage an den Schriftsteller und Förderer Ludwig von Ficker.

Was die Ausstellung "Der Ficker" mit dem prominenten Schriftsteller und Gründer der Zeitschrift Der Brenner zu tun hat, lässt sich von vornherein nicht so leicht ergründen. Da muss man schon Gespräche mit den Künstler-Philosophen Clegg & Guttmann, Rudolf Polanszky und Franz West führen, die bei Elisabeth & Klaus Thoman im Rahmen dieser Schau ihre Arbeiten zur Diskussion stellen. Auch wenn man sich in das anspruchsvolle Buch "Der Ficker" vergräbt, wird man bald schlauer: Ausstellung und Publikation sind eine Hommage an Ludwig von Ficker (1880-1967), dessen Umfeld (Karl Kraus, Georg Trakl, Hermann Broch, Christine Lavant, Else Lasker-Schüler, Adolf Loos u. a.) im "Brenner Archiv" der Universität Innsbruck erforscht wird.

Und da haben wir auch schon die beziehungsvollen Bande zwischen "dem Ficker" und den in drei Werkgruppen arbeitenden Künstlern der Innsbrucker Galerie wie auch mit dem Galeristen-Ehepaar selbst. Zudem ergibt sich auch der deutliche Fingerzeig darauf, "dass sich eine Stadt ihrer kulturellen Leistungen zeitgemäß erinnern und sie womöglich übertreffen sollte". Findet dies auch nicht anlässlich eines FickerJubiläums statt, so ist das Erinnern an den großen Literaten und Förderer durchaus zeitgemäß.

Michael Clegg und Martin Guttmann leben in Wien und New York; ihre Arbeiten befinden sich u. a. in den Sammlungen des Whitney Museums, des Beaubourg und der Staatsgalerie Stuttgart. Derzeit haben etliche ihrer Kreationen - unter anderen monumentale Porträtfotos - bei Thoman einen unübersehbaren Platz gefunden: Intensives Hell-Dunkel, aus dem die Gesichter emotional inszeniert heraustreten, packend in der Tiefenstruktur der Körperlichkeit. Die Verwendung einer reflektierenden, rot-metallischen Folie ergibt eine flammend-expressive Hintergrund-Umgebung, die direkt aus dem Geist der Modelle zu treten scheint und ihre sozio-psychologische Verfassung ausdeutet. Der höchst originelle Wiener "Privatier" und Künstler Rudolf Polanszky wiederum zeigt eine Reihe von kryptischen, collageartigen Tafeln, "Reconstructions" aus Alu, Plexiglas und anderen Materialien. Wahre Gourmetstücke für Gehirnartisten und Humoristen sind daneben auch seine Videos, Fotografien und Kompositionsspiralen zum Thema "Musikalische Affen".

Franz West ist immer wieder Gast in der Galerie Thoman, wo ihn der Hausherr, angetan mit Wests (fast) kugelsicherem "Haus- oder Gästeschurz" (Aluskulptur, bunt lackiert) gerne begrüßt. Dies wohl um so freudiger, als der grandiose Wiener Möbelskulpteur" relativ bequeme Sitzgelegenheiten aus Stahl namens "Madleys" mit der lapidaren schriftlichen Aufforderung "Shit down" neben seinen graziösen "Nippes" aus Papiermaché und natürlich dem unvermeidlichen "Sexsymbol" in einer Glasvitrine als Gastgeschenke mit sich führt. All das lässt sich vom Galerienbummler auch ganz ohne Stirnlampe in Thomans galeristischen Bezirken entdecken.

Der Ficker

Clegg & Guttmann Rudolf Polanszky Franz West

bis 23. 4., Di-Fr 12-18, Sa 10-17 Uhr

galerie.thoman@netway.at

Buch: Der Ficker. Hg. von Benedikt Ledebur, Verlag Schlebrügge, e 24,80

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