Großes Gefühlskino aus Österreich

19451960198020002020

Der Jungregisseur Stafan Ruzowitzky erhielt den Thomas-Pluch-Drehbuchpreis 1998.

19451960198020002020

Der Jungregisseur Stafan Ruzowitzky erhielt den Thomas-Pluch-Drehbuchpreis 1998.

Werbung
Werbung
Werbung

Alle sind überzeugt, daß der österreichische Film schlecht ist", schimpft Stafan Ruzowitzky: "Aber derzeit ist er so erfolgreich wie noch nie. ,Die Siebtelbauern' zum Beispiel hat bisher Preise auf elf internationalen Festivals abgeräumt." Tatsächlich wird "Die Siebtelbauern" als einer der Favoriten für den Auslands-Oscar gehandelt. Vorerst hat Ruzowitzky für diesen Film, bei dem er für Buch und Regie verantwortlich zeichnet, vorige Woche den mit 150.000 Schilling dotierten Thomas-Pluch-Drehbuchpreis 1998 erhalten.

"Ich mag das große Gefühlskino und dessen Pathos, grandiose Ausstattungen und Kostüme. Ich wollte nicht mit der Heimatfilmtradition brechen, sondern in diesem Ambiente ein modernes Drama machen.", sagt der 1961 in Wien geborene Regisseur über seinen monumentalen Heimatfilm, in dem es um eine existentielle Auseinandersetzung im bäuerlichen Milieu der dreißiger Jahre geht - Knechte gegen Herren (siehe Furche 23/98).

Ruzowitzky ist einer der wenigen österreichischen Filmemacher, der nicht die Filmakademie besucht hat. Der ehemalige Student aus Theaterwissenschaften und Geschichte hat sein Handwerk bei der (längst verblichenen) ORF-Jugendsendung "X-Large" gelernt. "Dauernd produzieren, sich dauernd etwas Neues ausdenken - das ist eine sehr gute Schule", erinnert er sich. Später begann er eine erfolgreiche Karriere als Regisseur und Drehbuchautor von Musikvideos und Werbespots - Die "Hubert, mach was!"-Episoden für die "Erste" etwa sind Ruzowitzkys Werk.

1996 erregte er mit seinem Kinoerstling "Tempo" Aufsehen, der Film wurde im Jahr darauf mit dem Max-Öphuls-Förderungspreis ausgezeichnet. Im Gegensatz zu den meisten Regisseuren von Videoclips beherrscht Ruzowitzky nicht nur die zeitgemäße Ästhetik, sondern er kann auch Geschichten erzählen. Dabei verdanke er viel dem Drehbuchforum Wien, betont er - jener Institution, die ihn nun mit dem Thomas-Pluch-Preis belohnt hat.

Trotz der Notwendigkeit handwerklichen Könnens ist er überzeugt, daß Film letztendlich aus dem Bauch heraus gemacht werden müsse. Ruzowitzky ist daher froh, keine Filmhochschule besucht zu haben, da man dort Gefahr laufe, "verbildet" zu werden. Nicht in geschützten Werkstätten zum weltfremden Kunstfilmer ausgebildet zu werden, führt zu fundamentalen, aber offensichtlich nicht selbstverständlichen Einsichten: "Ich weiß, daß ich für das Publikum arbeite", erklärt Ruzowitzky. Möge sich das herumsprechen.

90123456789100123456789110123456789120123456789130123456789140123456789150123456789160123456789170123456789180123456789190123456

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung