Herausragend: "Die Sache Makropulos" in Tirol

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Wie sinnvoll ist es, hunderte Jahre zu leben, wenn man den Sinn seines Lebens nicht kennt? Warum ausdehnen durch fremde Zeiten? Mit welchem Ziel der Vergänglichkeit widerstehen? Kaiser Rudolf II. am Hof zu Prag verlangt von seinem Leibarzt Hieronymos Makropulos ein Lebenselexier. Ausprobieren muss es Elina, Jahrgang 1585, die Tochter des Arztes. Das Wunder gelang, das Mittel reicht für 300 Jahre.

Karel C a peks "Die Sache Makropulos" hat in Leos Janác eks expressiv-poetischer Vertonung erstmals das Tiroler Landestheater erreicht, und nach einem schwachen "Fidelio" und einer achtbaren "Turandot" ist damit eine herausragende Produktion gelungen. In einem leise traumwandlerischen PsychoTrip zwischen Realismus und Surrealismus zeigen Regisseur Kurt Josef Schildknecht, Bühnenbildner Heinz Hauser, Kostümbildnerin Gera Graf und auch Licht und Maske, wie lebenspessimistisch sich die Existenz der 337 Jahre alten Sängerin Emilia Marty, geborene Elina Makropulos, vergiftet -zeigen die unausweichliche Vergänglichkeit, die Einsamkeit ewiger Jugend und eine Todessehnsucht, die aufsteigt aus einem Leben, das sich bis zur Unerträglichkeit repetieren muss.

Die Marty, schön, gefeiert, gelangweilt und zynisch, geht mit roten Koffern, ihren Lebensrequisiten, durch Hausers geniales Bühnenbild, das durch Linien die realistischen Plattformen in den weiten und transparenten historischen Raum von Elinas Existenz einschließt -der Surrealismus als Pate. Zum Raum wird hier die Zeit. Zuvor waren aus einem Zeittunnel historische Bilder dieses Lebenszeitraumes hervorgeschossen.

Das Tiroler Symphonieorchester Innsbruck profiliert sich flammend und scharf rhythmisierend unter Francesco Angelicos Leitung mit dieser faszinierenden Partitur.

Hervorragend besetzt

In Facetten schillernd verkörpert Susanna von der Burg die Emilia Marty, die durch Länder, Sprachen und Männerhände ging und ihre Seele verlor. Nun hält sie das lebensverlängernde Rezept in Händen und trifft ihre Wahl. An ihrer Seite hervorragend besetzt und präzise artikulierend Bernd Valentin (Prus), Joshua Lindsay (Janek), Arnold Bezuyen (Gregor), Scott McAllister (Vitek), Andreas Mattersberger (Kolenaty), Dale Albright (Hauk) und Diana Selma Krauss (Krista).

"Die Sache Makropulos" atmet Zeitgeist und verhandelt Sinnfragen und Schönheitswahn derzeit zwischen Wien und Moskau, München und Berlin, Frankfurt und Pressburg, Innsbruck und Göteborg. Während dieser Text entsteht, taucht kurz ein reißerischer Mail-Betreff am Bildschirmrand auf: "Endlich eine neue, revolutionäre Methode zum ewigen Jungsein!" Die nächste Maske der Vergeblichkeit.

Die Sache Makropolus Tiroler Landestheater, 3., 10., 17. März

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