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Die "Zauberflöte 06" von Wolfgang Pernes.

Ein junger Mann, der schwere Prüfungen bestehen muss, um Weisheit und Glück zu erlangen - Mozarts letzte Oper behandelt einen zeitlosen Stoff. Anlässlich des 250. Geburtstags von Mozart hat der Wiener Komponist Thomas Pernes eine neue "Zauberflöte" geschrieben. In der "Zauberflöte 06", einer Koproduktion von Neuer Oper Wien und Wiener Mozartjahr, ist das Märchen ins Heute verlegt, auf den Sitz des milliardenschweren Tycoons Mr. Sarastro. Taminos Prüfung besteht darin, dass er sich in den Ellbogenmenschen Monostatos verwandeln soll. Er besteht sie, indem er sich trotz Aussicht auf sagenhafte Belohnungen letztlich verweigert. Mit neuen Funktionen ausgestattet findet sich in der "Zauberflöte 06" auch das ganze andere vertraute Personal: Pamina (Rebecca Nelsen), der Sprecher, die drei Damen, die drei "Boys", allein Papageno ist zum namenlosen Verkäufer einer Obdachlosenzeitung mutiert. (Inszenierung: Andreas Leisner)

Nicht nur, dass Pernes und seine Co-"LibrettisIn" Gloria G. eine richtige Geschichte erzählen, auch die Musik erweist sich als äußerst zugänglich - neue Musik mit Hitpotenzial. Unverfälschte Mozart-Klänge sind lediglich ein Teil davon, alles andere, was das Amadeus Ensemble Wien unter der Leitung von Walter Kobéra in der originalen "Zauberflöte"-Besetzung zu Gehör bringt, ist Pernes pur, obwohl dessen Musik ganz anders klingt, als man es von zeitgenössischer E-Musik gewohnt ist. Freilich wird es zwischendurch atonal, doch ebenso gibt es wunderschöne, harmonische Chöre. Tamino (toll: Alexander Kaimbacher) gibt eine Arie zum Besten, die man glatt nachpfeifen könnte. Die Königin der Nacht (Gerhard Karzel, ein Schauspieler) singt eine berührende Kanzone mit Auszügen aus dem Hohelied, die sich anhört, als hätte Mozart die Romantik nicht nur angedacht, sondern vollendet. Moderne Elektronik und jazzige Grooves (vom Band) legen Zeugnis ab von der unglaublichen musikalischer Polyglossie des Komponisten . Wer Pernes kennt, weiß, dass er den Stilbegriff strikt ablehnt. Beste Voraussetzung, um ein Projekt wie die "Zauberflöte 06" gelingen zu lassen.

Die Pernes-Oper ist nur die erste von vier Uraufführungen der Neuen Oper Wien im heurigen Mozartjahr. Die nächste ist "Requiem für Piccoletto" von Dieter Kaufmann (Premiere: 28. März). Die Musik der Gegenwart soll ja in diesem Jahr der Rückbesinnung nicht zu kurz kommen, schließlich war auch Mozart einmal ein zeitgenössischer Komponist.

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