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Die erste Konzertwoche

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Daß das musikalische Programm der Salzburger Festspiele 1959 mit einem Konzert geistlicher Musik begann, war durchaus zu begrüßen. Mozarts „Zauberflöte“ in einer Neuinszenierung im Festspielhaus und seine „Cosi fan tutte“ in der Residenz waren schöne Zeugnisse bedeutsamen und notwendigen Mozart- Kults. Die Besetzung von Haydns heiterer Oper „Die Welt auf dem Monde“ (in der blitzgescheiten Ueber- setzung Hans Swarowskys) gab dem Nachwuchs Chancen, die nicht immer genützt werden konnten. Die ersten Abende der einzelnen Konzertreihen erwiesen sich qualitativ hochwertig: Dietrich Fischer- Dieskaus und Gerald Moores Einfühlung in die Welt Robert Schumanns und seiner Dichter Eichendorff und Kerner machte den ersten Liederabend zu einem Erlebnis, die beiden ersten Kammerkonzerte bestritten das Tschechische Nonett (das auch mit einer musi- kantischen, aber wenig interessanten Widmungskomposition Martinus aufwartete) und die „Festival Strings Lucerne“, deren fesselndes Programm — mit Irmgard Seefried als Bach- und Respighi-Interpretin — neben Bartök auch noch eine Novität enthielt: Anton Kittiers „Konzert“, eine gekonnte Spielmusik des Linzer Tonsetzers. Das erste Orchesterkonzert brachte zwischen Beethoven und Bruckner (Vierte Symphonie) Gottfried von Einems „Symphonischen Szenen“ einen gewichtigen Publikumserfolg (Karl Böhm, glänzend disponiert, mit den in Höchstform spielenden Wiener Philharmonikern). Das Orchestre National de la Radiodiffusion-Television Franęaise begann seine Gastspielreihe (in Nachfolge des Londoner Philharmonia-Orchesters, der Berliner Philharmoniker und des Amsterdamer Concertgebouw) mit einem Haydn-Mozart-Abend unter dem brillanten Georg Solti und mit dem romantisch gesinnten - englischen Pianisten Clifford Curzon. Schließlich wurde auch der Serenadenzyklus in der Residenz durch die Schweizer Streicher und das Mozarteum- Orchester unter Paumgartner eröffnet.

Grundsätzliches noch zu den drei bisherigen Opernpremieren: zum Ereignis in der „Zauberflöte" wurden die märchenhaften Bühnenbilder und Kostüme der Ita Maximowna. Nicht zuletzt durch sie, aber auch durch die bewußte Abkehr der Regie (Rennert) und der musikalischen Leitung (Szell) vom heroischen Symbolspiel, wie vor Jahren Furtwängler und in seinen Diensten Herbert Graf die letzte Oper Mozarts aufgefaßt haben, kam es zur Betonung des Märchenhaften, Unproblematischen, Singspielmäßigen. Auf der Bühne waren die Leistungen Walter Berrys (Papageno), Leopold Simoneaus (Tamino), Erika Koeths (Königin der Nacht), Lisa della Casas (Pamina) und Graziella Sciuttis (Papa- gena) sowie der drei Damen (Sailer — Plümacher — Wagner) und dreier Wiener Sängerknaben anerkennenswert.

Wie aus einem Guß gelang die szenische und musikalische Interpretation von Mozarts „Cosi fan tutte" in der Residenz. Das Team Schuh-Neher- Böhm hat ein bereits historisches Verdienst um die Verlebendigung dieser genialen Partitur. Die Besetzung des Solistensextetts war international: den beiden Wiener „Schwestern“ Irmgard Seefried-Christa Ludwig stand Graciella Sciuttis ebenbürtige italieni- Despina gegenüber, unter den Herren war Nicolai Gedda (Stockholm) der Belkantist, Rolando Panerai (Mailand) der temperamentgeladene Bariton, während sich der Salzburger Carl Dönch erstmals mit der Figur des weisen Don Alphonso auseinanderzusetzen hatte.

Auch für die Neuinszenierung der Haydn-Oper „Die "Welt auf dem Mond“ im Landes- theate. gab der Bühnenbildner Heinrich Wendel das gescnmacklicI'e Regulativ. Bernhard Conz am Pult hatte mit der Führung und Ueberwachung des Sängerensembles genug Arbeit, der Regisseur Georg Reinhardt konkettiert gerne mit der großen Publikumswirkung. Anneliese Rothenberger und Oskar Czerwenka ragten aus der namenreichen Besetzungsliste leistungsmäßig heraus. Ansonsten hätte der Aufführungsort der liebenswerten Oper ohne weiteres irgendwo zwischen Nürnberg und Bielefeld liegen können. Nachwuchspflege bedarf eben nicht des kollektiven Rahmens„ sondern muß behutsam individuell betrieben werden.

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