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Ii Re Pastore — konzertant

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Man mag dagegen sein, daß Opem in Frack und Abendkleid auf einem Konzertpodium absolviert werden. Aber kann man dafür sein, Schäfer-Poesie, historisch verbrämt, in der nicht nur hierzulande meist naiv verkitschten, also optisch unerträglichen Manieriertheit auf die Bühne, für die sie gewiß gedacht und gemacht war, gestellt zu sehen? So man nicht sicher ist, einen Mann vom Kaliber Jean-Pierre Ponelles für solch ästhetisch heikle Aufgabe parat zu haben, bietet sich die konzertante Aufführung als Notlösung mit vielen Vorzügen an — mit Vorzügen, die eine gute Einstudierung und eine fast ebenso gute Solistenbesetzung garantieren kann.

Dies geschah nun im Großen Saal des Salzburger Mozarteums unter Leopold Hagers temperamentvoller musikalischer Leitung in ganz und gar gefordertem Maße. Das Mozarteum-Orchester spielte mit kraftvollem, doch nie derbem Espressivo, die Begleitung der Sänger war von wünschenswerter Elastizität, der instrumentale Klanig dem vokalen organisch zugeordnet. Wer besonders intensiv mithörte, wurde mannigfacher Bezüge zu Künftigem gewahr ...

Nicht nur der Musik Mozarts, Sandern auch dem Text Pietro Metasta-sios waren die Solisten verpflichtet: Peter Schreier als Alessandro, ein wahrhaft königlicher Tenor, Edith Mathis als optisch und akustisch betörend liebreizende Aminta, Arleen Auger als Elisa und die Einsprin-gerin Marjorie Vance — Sona Gha-zarian war erkrankt — als Tamiri. Eher unterbesetzt wirkte der Age-nore mit dem Tenor Werner Krenn.

— Karlheinz Franke spielte die Solo-Violine, Jean-Pierre Faber bediente das Cembalo. Den lange anhaltenden Beifall steuerte das Publikum bei, das Peter Schreier und Edith Mathis schon nach den Soli gefeiert hatte.

Der Auftakt der Mozart-Woche 1974 — einer alljährlichen Veranstaltung der Stiftung Mozarteum — ging auch diesmal in Mozarts Wohnhaus vor sich: Im Tanzmeistersaal musizierte das österreichische Streichquartett (Rocek, Schuster, Geise, Göhl) Kammermusik von Mozart.

Am Abend demselben Tages gab es im Großen Saal des Mozarteums ein in Zusammenarbeit mit dem ORF-Studio Salzburg gelungenes Chor-und Orchesterkonzert zu hören. Das Collegium Aureum — eine Gruppe von Kammermusikern aus der Deutschen Bundesrepublik, die meist als Konzertmeister in deutschen Orchestern oder als Hochschullehrer tätig sind — wuchs mit dem Salzburger Rundfunk- und Mozarteum-Chor zu idealer klanglicher Homogenität zusammen. Aufgeführt wurde die zweiteilige Händel-Kantate „Das Alexanderfest“. Die Soli waren mit Reingard Didusch (Sopran), Peter Baillie (Tenor) und Ernst Gerold Schramm (Baß) einigermaßen korrekt besetzt.

Der „Star“ des Abends war jedoch der Dirigent Theodor Guschlbauer, 1939 in Wien geboren, wo er an der Musikakademie die Kapellmeisterklasse absolvierte, Komposition, Klavier und Violoncello „unter Dach und Fach“ brachte und danach Dirigentenkurse von Matacic und Karajan besuchte. Ehe sich jedoch Guschlbauers Heimatstadt um ihn kümmerte, .ging er, nachdem er sieben Jahre künstlerischer Leiter des Wiener Barockensembles gewesen war (1961 bis 1968), vorerst ans Salzburger Landestheater und folgte dann einer Einladung, die Oper von Lyon als Chefdirigent zu überneh-

Seither hat er mit vielen international bekannten Orchestern musiziert, Platten aufgenommen und vier Grands Prix du Disque erhalten. Was einen Teil der Wiener Musikliebhaber arg kränkte. Wie denn in dieser Stadt die Talente immer dann erst erkannt werden, wenn sie sich aus Verzweiflung aus dem Staub gemacht haben...

Besagter Dirigent kehrte also des „Alexanderfestes“ wegen kurzfristig nach Österreich zurück und feierte

— als ein dem Größteil des Publikums unbekannter Mann — einen Triumph, wie ihn selbst Prominente nur selten erleben ..-.

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