„Ich vermisse die Teamarbeit“

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Sabine Ladstätter habilitierte sich im Fachbereich Klassische Archäologie, will aber neue Methoden und internationales Projektmanagements am Institut einführen.

ASabine Ladstätter ist ab 1. Oktober Direktorin des Österreichischen Archäologischen Instituts. Gegen mancherlei Intrigen und Widerstände beharrte Wissenschaftsminister Johannes Hahn auf ihrer Bestellung.

DIE FURCHE: Minister Hahn sagte über Sie einmal scherzhaft: „Kein Stein ist vor ihr sicher.“ Wird unter Ihnen kein Stein auf dem anderen bleiben?

Sabine Ladstätter: Das würde ich so nicht sagen. Ich bin aber davon überzeugt, dass man alles überdenken sollte. Gerade Traditionsunternehmen wie das ÖAI haben die Tendenz, sich vor Selbstreflexion zu fürchten. Ich gehe davon aus, dass vieles reformiert gehört. Aber ich werde nicht prinzipiell alles umwerfen.

DIE FURCHE: Sie sind ja seit vielen Jahren am ÖAI, kennen die Strukturen also sehr gut. Was wollen Sie ändern?

Ladstätter: Was ich am wissenschaftlichen Ansatz ändern will, ist diese Trennung zwischen Inlands- und Auslandsforschung. Das zieht sich durch das ganze Institut. Ich halte das für grundsätzlich falsch. Weil in der Antike hat es diese Grenzen ja so nie gegeben. Es geht uns um die Erforschung der griechisch-römischen Antike. Also um die Untersuchung von Kulturräumen.

DIE FURCHE: Mangelt es dem ÖAI an einem klaren Profil?

Ladstätter: Es ist zumindest nicht in der Form vorhanden, die ich mir wünschen würde. Ein Institutsprofil ist nicht die Summe von Einzelprojekten. Dem Deutschen Archäologischen Institut ist das in den letzten Jahren perfekt gelungen: übergreifende Fragen zu finden, Cluster zu bilden, Menschen über ihren engen Fachbereich hinaus zu verbinden.

DIE FURCHE: Dazu braucht es aber klar definierte Projekte mit sauberem Projektmanagement.

Ladstätter: Genau das will ich einführen. Etwa über Leistungsvereinbarungen, die ich als funktionierendes Instrument schätzen gelernt habe. Sie geben einem selber immer wieder eine Standortbestimmung und helfen, nicht ins Leere hinein zu arbeiten. Was ich noch vermisse ist Teamarbeit. Ich halte nichts von diesem Monopoldenken, das leider in der Archäologie noch zum Teil verbreitet ist. Archäologie ist auf Teamarbeit angewiesen, auch mit anderen Disziplinen gemeinsam. Zum Beispiel Architektur, Geophysik oder Archäozoologie. Das gehört gestärkt und muss sich auch in der Autorennennung von Publikationen niederschlagen.

DIE FURCHE: Im vergangenen Jahr wurde Ihre Bestellung zur Grabungsleiterin von Ephesos mit teils unschönen Intrigen verhindert und Sie nur Stellvertreterin. Streben Sie diese Funktion noch immer an?

Ladstätter: Ja. Denn ich glaube, die beiden Funktionen ÖAI-Direktorin und Grabungsleitung in Ephesos gehören untrennbar zusammen. Schließlich haben 80 Prozent der ÖAI-Tätigkeiten mit Ephesos zu tun. Das habe ich früher auch unterschätzt. Wir haben diese Saison sehr erfolgreich gearbeitet. Ich glaube, dass ich gute Überzeugungsarbeit leisten konnte. Aber die Entscheidung liegt beim türkischen Kulturminister.

DIE FURCHE: Wird in Ihrer neuen Managementfunktion noch Zeit für die eigene Forschung bleiben?

Ladstätter: Das ist für mich die wichtigste und schwierigste Frage. Ich habe mir fest vorgenommen, meine Zeit ganz genau einzuteilen. Um dann wirklich tageweise frei zu sein für meine eigene Forschungsarbeit – weil: Das gebe ich nicht auf! Ich definiere mich als Wissenschaftlerin und Archäologin, auch wenn ich Direktorin bin. Ich glaube, mit Selbstdisziplin, und die habe ich, ist das zu schaffen.

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