Irrungen und Wirrungen in Oberösterreich

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In den Linzer Kammerspielen wird "Was ihr wollt" von William Shakespeare in der Regie von Gerhard Willert mit viel Witz, Schwung und präzisem Timing gezeigt. Die Figuren muten in ihrer Zweideutigkeit durchaus heutig an.

Obwohl Regisseur Gerhard Willert Shakespeares Komödie "Was ihr wollt" auch neu übersetzt und sie sprachlich modernisiert hat, ist nichts vom elisabethanischen Zeitgeist, dem der Plot verpflichtet ist, verloren gegangen. Es ist vielmehr sinnfällig geworden, wie sehr er dem unseren in mancherlei Hinsicht ähnelt, vor allem, wenn man die Zweideutigkeit der Figuren und die Irrungen und Wirrungen ihrer Gefühle bedenkt. Ihre Haartracht und Kleidung lassen oft rätseln, ob man ein Mädchen oder einen jungen Mann vor sich hat. Damals wie heute.

Viola ist Cesario

Gespielt wird auf einer auf die Bühne aufgesetzten Schräge, im Halbrund umgeben von Garderobestangen mit Bekleidung aus dem Fundus (Bühne und Kostüme: Alexandra Pitz, Musik: Christoph Coburger). Da ist die schiffbrüchige, androgyn wirkende Viola (Nicole Reitzenstein, zierlich, aber drahtig und energiegeladen), die ihren Zwillingsbruder Sebastian ertrunken glaubt. In männlichem Outfit tritt sie als Cesario in den Dienst des illyrischen Herzogs Orsino, der von Peter Pertusini mit sympathischen Zügen ausgestattet wird. Prompt verliebt sich Viola/Cesario in Orsino. Er aber begehrt die schöne Gräfin Olivia in der stattlichen Gestalt von Barbara Novotny, die von ihm nichts wissen will, weil sie um ihren toten Bruder trauert.

Leidenschaft und Verlegenheit

Für Cesario hingegen, den Orsino bei Olivia für sich werben lässt, entbrennt sie, ein eruptiver Vulkan, in Liebe auf den ersten Blick. Ihre Leidenschaft für Cesario stürzt diesen in größte Verlegenheit. Erst dann, wenn Sebastian (Nick-Robin Dietrich, seiner Zwillingsschwester Viola verblüffend ähnlich) sowie die beiden Kapitäne (der wackere Thomas Kasten in einer Doppelrolle), welche die Zwillinge gerettet haben, in Erscheinung getreten sind, wird sich eins zum richtigen anderen fügen.

Doch ist noch über den Sub-Plot zu berichten, in dem die Stunde der Vollblutkomödianten schlägt, die da sind: Sir Toby, Olivias Onkel und ein notorischer Säufer (Stefan Matousch), Sir Andrew (Karl M. Sibelius), dessen leicht verhuscht tänzelnder Kumpel, und Feste, Olivias Narr (Sven-Christian Habich). Später, wenn die drei ihren Kanon in umwerfender Manier gesungen haben, gesellt sich Maria (Verena Koch), die laszive "Assistentin" der Gräfin, zu ihnen. Gemeinsam hecken sie einen Schabernack aus, mit dem sie den präpotenten jungen Verwalter Malvolio (Manuel Klein) der Lächerlichkeit preisgeben wollen. Malvolio fällt tatsächlich auf den von Maria in der Handschrift der Gräfin gefälschten Brief herein und stolziert in einer kurzen gelben Pumphose mit dazu passenden Socken und Sockenhaltern umher, dabei unentwegt eitel lächelnd, weil das seine angebetete Herrin angeblich so liebt. Die Übeltäter erklären ihn für verrückt und nehmen ihn in "Dunkelhaft".

Der Schabernack geht zu weit

Soweit nach Shakespeare. Allerdings verhüllen sie seinen Kopf und fesseln ihn mit Klebestreifen. Lassen sich diverse Derbheiten der Saufkumpane tolerieren, da sie dem elisabethanischen Zeitgeist und seinem Theater entsprechen, so geht der "Schabernack" mit Malvolio eindeutig zu weit.

Am Ende singt Feste sein berühmtes Schlusslied, leise verklingend: "With a hey, ho, the wind and the rain …"

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