Journalismus als Beruf – in der Krise

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Der ORF als Thema einer parlamentarischen Enquete, die Styria als Fall für das Kartellgericht. Die Mediaprint bleibt bestehen, weil die WAZ ihre Krone-Hälfte behält. Die Moser Holding wird verschwinden, weil die Styria sie integriert.

Dass die noch vier größten österreichischen Medienunternehmen innerhalb weniger Tage für solch gravierende Schlagzeilen sorgen, zeigt die Rasanz des Umbruchs der Branche. Der öffentlich-rechtliche Anbieter in seiner schlimmsten Krise, die privaten Wettbewerber vor ihrer größten Fusion. Dazu noch der Rückzug vom Rückzug der Westdeutschen Allgemeinen. Keiner zahlt Hunderte Millionen für eine Krone, ohne sich diese aufsetzen zu können. Doch wo Dichand regiert, ist jeder Hälfte-Partner Zweiter. Niemand will die WAZ-Anteile.

Weil Medien immer im Spannungsfeld von Publizistik und Ökonomie stehen, kommt zu den vordergründig wirtschaftlichen Zwängen ein tiefgreifender Wandel der Rahmenbedingungen. Journalisten werken zunehmend als kaufmännisch angestellte Content Manager. Das ist zwar ein Widerspruch zum Berufsethos, entspricht aber oft längst den wahren Verhältnissen.

Eine Lösung des Dilemmas haben selbst die Verteidiger der alten Werte nicht. Ohne Geschäftsgrundlage sind die Inhaltsgrundsätze der demokratiepolitisch unabdingbaren Informationsvermittlung unhaltbar. Wahre Qualität entfernt sich vom gesamtgesellschaftlich bedeutsamsten Tagesgeschäft in die Nischen der Wochen-, Monats- und Quartalsprodukte.

Also landen immer mehr hervorragende Journalisten im Netz. Die Internet-Tagesreichweite von bald 50 Prozent verheißt den besten Anbietern hohe Zugriffszahlen. Doch der attraktive Publikumsmarkt darbt als Werbefläche. Er erhält erst drei Prozent dieses Kuchens. Das ist für Online-Anbieter entmutigend. Denn das ist zu wenig für Journalismus als Beruf.

* Der Autor ist Medienberater und Politikanalyst

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