Kein "Koffer voll Geld“

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Man könnte, als nächste mediale Eskalationsstufe ja Asylbescheide per Tele-Voting vergeben. So lautete unsere anno 2007 angestellte Horror-Vision medial-politscher Zukunft.

Auslöser unserer damaligen Endzeitvision war eine niederländische TV-Show, in der das p. t. Publikum eine Spenderniere einer unheilbar Kranken an einen vom mehreren Kandidaten zusprechen sollte. Die Ungeheuerlichkeit entpuppte sich als Fake, der private TV-Kanal rechtfertigte sich damit, auf solch drastische Weise auf das Problem fehlender Organspender aufmerksam gemacht zu haben.

Die Lehren aus 2007: Es gibt immer einen guten Zweck, der jede noch so unsägliche mediale Tat entschuldigt.

Die Vorgänge von vor vier Jahren schienen beinah schon vergessen, als nun - einmal mehr aus den Niederlanden - ein vergleichbares TV-Format heraufdräut: Der Sender VPRO hat die Quizsendung "Weg van Nederland (=Raus aus Holland)“ angekündigt, in der fünf abgelehnte Asylwerber ihre Kenntnis von den Niederlanden unter Beweis stellen sollen. Der Sieger der Show soll dann eine "Koffer Geld“ für seinen Neustart nach seiner Abschiebung erhalten. Schon der "Koffer voll Geld“ entpuppt sich als maßlose Übertreibung, es handelt sich nämlich bloß um 4000 Euro.

Im Großen und Ganzen glauben die meisten im Land ohnehin wieder an einen PR-Gag à la Nierenspende-Show-Skandal von 2007. Doch einmal mehr gilt, dass es Dinge gibt, mit denen man nie und nimmer spaßen soll.

Manche verweisen auf die durchaus vergleichbare Aktion von Christoph Schlingensief, der bei den Wiener Festwochen 2000 in Paraphrasierung der TV-Show "Big Brother“ vor der Staatsoper einer Container aufstellen hatte lassen, aus dem man Asylwerber hinauswählen konnte.

Die Aktion des mittlerweile verstorbenen Künstlers war allerdings weithin als Kunst-Projekt ausgeschildert …

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