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Ein Maler Gottes

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Niemand Geringerer als Franz Theodor Csokor hat vor einigen Jahren in einem Zeitungsartikel Carry Hauser mit diesem höchst ehrenden Titel bezeichnet. Ein Titel, der richtig ist, aber noch einer Ergänzung bedarf; denn er wäre erst ganz richtig, wenn es hieße: „Carry Hauser — ein Maler Gottes und ein Österreicher.“ Denn dann würde dieser Titel erst ausdrücken, um welche Punkte das Leben Carry Hausers ständig kreist, der mit seiner Kunst, mit all seiner Kunst (denn Carry Hauser ist nicht nur Maler, Graphiker, Künstler auf dem Gebiet des Mosaiks, des Holz- und Linolschnitts, er ist nicht nur Bühnenbildner, sondern auch ein höchst beachtlicher Schriftsteller) Gott immer dienen wollte, aber ebenso seiner überaus geliebten Heimat. Prof. Lambert Haiböck unternimmt es, in einem kleinen Werk („Der Maler Carry Hauser“, Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei Wien, 16 Seiten Text, 24 Seiten Abbildungen) ein liebevolles Porträt dieses Künstler und seiner Kunst nachzuzeichnen und erfüllt damit gleichzeitig eine Dankesschuld Österreichs an seinem Sohn. Denn Carry Hauser, dieser Wiener aus alter Beamtenfamilie, dieser ehemalige Schottengymnasiast, dieser ehemalige Schüler von Roller und Strnad, dieser ehemalige Angehörige des Regiments „Hoch- und Deutschmeister“, der am Untergang des alten Österreichs fast zerbrach, der 1938 mutig in die nicht leichte Emigration ging, ist ein Vollblutösterreicher, wie es nicht viele gibt. Vollblutösterreicher auch deshalb, weil seine Kunst immer einen gewissen herben, melancholischen Zug zeigt, trotz aller Fröhlichkeit, trotz aller Freude an der Welt; Vollblutösterreicher, weil er die Farben liebt und das Spiel der Farben, auch hier ein ganz eigenartiges, herbes, melancholisches Spiel; Vollblutösterreicher, weil er, der so oft revolutionär wirkt, in Wirklichkeit ein großer Konservativer ist (die ja die einzig echten Revolutionäre sind); Vollblutösterreicher, weil das Lieblingsthema seiner Kunst immer doch wieder der Mensch ist, der leidende, der fröhliche, der liebende, der sterbende, der daseiende Mensch; Vollblutösterreicher auch deshalb, weil er mit seiner Kunst immer wieder zu Gott geht, diesem duldenden, verstehenden, leidenden, barmherzigen HERR-Gott.

Franz Theodor Csokor, der Carry Hauser durch jahrelange Freundschaft verbunden ist, dessen Arbeit im Pen-Club Carry Hauser als Generalsekretär tatkräftigst unterstützt, hat ihn nicht nur einen Maler Gottes genannt, sondern auch richtig über ihn gesagt: „Carry Hauser weiß, was er will, weil er weiß, zu wem er betet.“

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