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Gefährliche Tiefen

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Das Wissen ist ein dünne Eisdecke über dem kochenden Abgrund des Glaubens. Es deckt den Glauben zu, ohne dessen Macht zu erreichen: Der Glaube treibt im Unterbewußtsein unkontrolliert sein Wesen. Und nicht nur er: Das Irrationale steigt aus der Tiefe. Was aus der Tiefe steigt, ist gefährlich.

Der Nachlaß von Friedrich Dürrenmatt, 1921 geboren, ältester Sohn eines protestantischen Pfarrers, kam 1991 an das neugegründete Schweizerische Literaturarchiv Bern, das diese Wanderausstellung konzipiert hat. Unter dem Titel „Querfahrt. Das literarische Werk” zeigt man eine Exposition zu Leben und Schaffen des großen Dramatikers und Erzählers unserer Tage.

Die umfangreiche Ausstellung präsentiert anhand von Manuskripten, Textbeispielen, Buchausgaben, Bildern und Dokumenten das literarische Schaffen Dürrenmatts. Besonderer Höhepunkt der Schau sind wohl die maßstabgetreuen Reproduktionen wiederentdeckter Wandmalereien, die der Student Friedrich Dürrenmatt an die Wände seines Berner Studentenzimmers malte. Sie zeigen die innere Zerrissenheit eines Mannes, der sich nur schwer zwischen Malerei und dem Schreiben entscheiden konnte.

Das Berner Literaturarchiv hat diese wilden ungestümen, ja fast bedrohlichen Bilder, die in den fünfziger Jahren überstrichen worden waren, mit Unterstützung des Denkmalschutzes freilegen und restaurieren lassen, so daß sie nach vierzig Jahren erstmals der Öffentlichkeit gezeigt werden können.

Der Besucher begegnet in der Ausstellung Dürrenmatts Gesamtwerk und wird durch die verschiedenen Phasen im Entstehungsprozeß eines literarischen Textes geführt. Prosa, politische Essays und Beden, Dramatik, Hörspiele und der Theatermacher Dürrenmatt sind dokumentiert. (Bis 21. Mai)

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