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Mikl und Rainer bei Würthle

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Wer die Ausstellung der beiden jungen österreichischen Künstler Josef Mikl und Arnülf Rainer in der Galerie Würthle betritt, der mache sich von dem Gedanken frei, daß er es hier mit einer Ausstellung im üblichen Sinne zu tun hat. Hier sollen nicht Kunstwerke gezeigt, hier sollen Gesetz und System der Kunst selbst demonstriert werden. Frische, saubere Werkstattatmosphäre herrscht in der Galerie Würthle. Vor allem Arnulf Rainer, der seine Arbeiten im ersten Stock zeigt, geht es darum, sozusagen ein Lehr- und Methodenbuch der Moderne vor uns aufzuschlagen, etwa im Sinne der Bauhaustradition. Was zeigt nun Rainer? Er selbst nennt es Pröportionsgestäl- tung. In der Verhältnisordnung sieht er die Idee des Kunstwerkes; „einerseits als Selbstzweck in der Demonstration eines geordneten Maßbildes, anderseits als Erziehung zu künstlerischer Sensibilität und Vorbereitung einer angewandten Formgebung." Die Analyse mathematischer Gesetzmäßigkeiten im Kunstwerk, wie sie Rainer anstrebt, hat viel für sich. An den Wänden finden wir mehrfarbige und zweifarbige Flächenrelationen, im Raum verschie- denfarbigö Volumenrelationen und — an Kuben — Strecken- und Flächenteilungen. Die Frage bleibt aber offen, was Rainer einmal mit dem gewonnenen Handwerkszeug wird anfangen können, und ob er die -Kraft haben wird, auch gegen seine Flächenmessungen und Winkelteilungen Kunst zu schaffen. Es wäre ihm zuzutrauen. — Josef Mikl ist eine der großen Hoffnungen der jungen abstrakten Malerei in Wien. Insbesondere seine großflächigen, an Piet Mondrian erinnernden abstrakten Farbkonstruktionen zeigen seine Begabung. (Sie aber durchweg „Kopf"’ zu benennen, scheint uns gänzlich fehl am Platze; es sei denn, man sieht in dieser Bezeichnung einen Hinweis darauf, daß diese Bilder durchweg mit dem Kopf — also mit dem Verstand — gemalt wurden.) Rainer und Mikl haben uns Grundelemente der heutigen Kunst vorgeführt. Wir dürfen gespannt sein, was sie daraus, und vor allem, wie sie sich selbst entwickeln werden.

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