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Phantasie und Realität

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Vor mehr als einem Jahr, am 26. Februar 1963, kurz vor Vollendung seines 80. Lebensjahres, starb Franz Zülow. Die Neue Galerie der Stadt Linz hat in Zusammenarbeit mit dem Kulturreferat der oberösterreichischen Landesregierung dem Wahloberösterreicher eine Gedächtnisausstellung bereitet, die — alle Schaffensjahre des Künstlers berücksichtigend —- Malerei, Graphik, angewandte Kunst und Keramik umfaßt. Franz Zülow ist etwas gelungen, was gar nicht so häufig ist: Popularität zu erlangen, ohne künstlerisch Konzessionen zu machen. Seine Farbigkeit, seine bäuerliche Motivik, seine Heiterkeit und seine Fabulierfreude haben seinen Arbeiten viele Freunde gewonnen; ursprüngliche künstlerische Begabung, technisches Können und echte Naivität haben ihn jedoch nie in die Niederungen billiger und beifallsheischender Künstlichkeit absinken lassen. An seinen ersten Arbeiten ist deutlich die Verbindung folkloristischer Elemente mit secessionistischen Formtendenzen zu sehen, immer aber — trotz mancher Vorlagen, die sich feststellen lassen — auch doch schon eine eigene Handschrift. Zülow, der aus dem niederösterreichischen Weinviertel kam und ins oberösterreichische Mühlviertel überwechselte, ist diesen Lebensräumen immer treu geblieben. Aber neben der bunten Spielwelt, die aus bemalten Bauernkästen hervorgezaubert zu sein scheint, kommt immer auch skurril und nervös jene beunruhigende Hinterwelt zum Vorschein, die im Werk Kubinä ihren unheimlichsten Ausdruck gefunden hat. — Die etwa 100 Ausstellungsobjekte (ohne Keramik und kunstgewerbliche Arbeiten) lassen die Geschlossenheit des Oeuvres klar erkennen, ganz gleich, welcher Mittel sich der Künstler bediente. Eigentümlich isoliert und kaum von der formalen und geistigen Problematik der künstlerischen Strömungen seiner Zeit berührt, erweist sich das Werk Franz Zülows von beachtlichem Niveau und schöpferischer Fülle.

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