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Siziliens Gandhi

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BANDITEN IN PARTINICO. Von Danilo D o 1 c i. Im Walter-Verlag, Ölten und Freiburg im Breisgau, 1962. 280 Seiten. Preis 7.80 DM„

Zur Zeit liest man wieder von bewaffneten Überfällen in Sizilien und hört Gerüchte über eine Verfilmung des Lebens Giulianos, des durch die Weltpresse popularisierten sizilianischen Räubers. Segeste und Monreale gehören zum Kulturstandard des Mitteleuropäers; aber auch der Name und das Werk Danilo Dolcis gewinnen langsam an Breitenwirkung.

Die sizilianische Wirklichkeit, wie Dolci sie dem Gewissen der Welt aufgezeigt hat, sieht folgendermaßen aus: „Im Gebiet, das vom sizilianischen Banditentum am stärksten betroffen ist (Partinico, Trappeto, Montelepra: 33.000 Einwohner), besitzt von 350 .Gesetzlosen' einer Eltern, die die vierte Klasse der Volksschule besucht haben. 650 Schuljahren (im Durchschnitt nicht einmal zwei Klassen — und was für Klassen!) stehen 3000 Jahre Zuchthaus gegenüber.“

Nach dem Scheitern aller Regierungsprogramme für Sizilien und ihrem Untergang in Korruption und im Terror der Mafia begann Dolci, sich dem Problem von innen her, vom sizilianischen Menschen selbst, zu nähern, indem er sein Hilfswerk unter die Erkenntnis stellte, daß menschliches Wesen sich ohne produktive Arbeit nicht erfüllen könne und das wahre Elend nicht in der Verhinderung der Konsumation-, sondern in der Abdrängung von der Produktion liege. Das vorliegende Buch erschien zum erstenmal 1955, enthält Umfragen über die Lebensbedingungen in den obengenannten Orten, Tagebuchaufzeichnungen und Auszüge aus dem Prozeß gegen Dolci, der seinen Namen als den eines sizilianischen Gandhi durch die Welt getragen hat. Durch die Sachlichkeit der Darstellung, das Fehlen jeglichen Pathos, wird dieses politische und menschliche Versagen in Sizilien für den Leser noch unfaßbarer.

Ein Nachwort von Eduard Wätjen. klärt über das Werk Dolcis auf und gibt Bericht über die geleistete Arbeit bis zur Gegen-wart-

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