6731105-1965_49_55.jpg
Digital In Arbeit

Der Ruf, der nie verstummen darf

Werbung
Werbung
Werbung

Ich hatte eine lange, mehrfach überfeilte Laudatio vorbereitet — und nun fühle ich sie vor dem lebendigen Fluß dieses Blattes, das man nicht essayistisch betrachten kann, unangemessen. Es soll also eine „Stegreif-Schreibe“ werden, was ich hier versuche.

Und was versucht „Die Furche“ seit ihrem Bestand zu sein? — Ein Ruf des Gewissens auf allen Gefilden des Lebens: Dichtung, Kunst, Politik. Besitzen wir in Österreich ein zweites Blatt, das dieser Aufgabe so ausschließlich dient?

Wir besaßen es: in der „Fackel“. Es erhellte dort einen bestimmten Sektor. Mit der Person ihres Gründers erlosch sie. Bei der „Furche“ war es anders.

Dr. Friedrich Funder, ihr Gründer, kam aus dem KZ. Und vorher hatte er 1934 seine Heimat vor dem ersten nationalsozialistischen Putsch gerettet; die von ihm veranlaßte Verhaftung Rintelens beraubte die Rebellen ihres geplanten Kanzlers, für den man noch dem sterbenden Dollfuß eine Zustimmung abgepreßt hätte. Funders Persönlichkeit hatte in der Zeit seiner Haft nur gewonnen; er lebte in der „Furche“ über seinen Tod hinaus weiter. Der Ruf des Gewissens, den sie erhob, ist nicht schwächer geworden. Und es ist ein Ruf, der nie verstummen darf!

„Die Furche“ war und ist ein Blatt, das sein Siegel in unsere Zeit drückt — sie tut es im Zeichen des Kreuzes, aber nicht blind noch teilnahmslos für die, die jenes Zeichen nicht sehen oder es nicht anzuerkennen vermögen.

Präsident des österreichischen PEN-Clubs

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung