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,,Saint Genet"

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Jean Genet — von Jean-Paul Sartre und Simone de Beau-voir für die Literatur „entdeckt" - starb einen Tag nach dieser. Während aber de Beauvoir mit Zeremoniell zu Grabe getragen wurde, fand „Saint Genet", wie Sartre ihn nannte, in Marokko seine letzte Ruhestätte.

Genet war und ist einer der umstrittensten Autoren Frankreichs im 20. Jahrhundert: Streuner, Dieb, Homosexueller sind nur einige der „Koseworte". Die meisten seiner Gedichte, seine fünf großen Romane, seine abendfüllenden Theaterstücke hatte er bis 1948 überwiegend im Zuchthaus auf Packpapier geschrieben. Seinen Liebhabern und Frauen baute er Häuser, er selbst wechselte von Hotel zu Hotel, wo er auch starb.

Edmund White, renommierter amerikanischer Schriftsteller, legt nun die erste umfangreiche Biographie vor; wenngleich viele

Passagen aus der Sympathie für die Homosexualität Genets kein Hehl machen, versteht es White, ein lebendiges Bild des Menschen und des Literaten, des Verbrechers und des Moralisten Genet zu zeichnen. An der Stilisierung zum „Heiligen" (durch Sartre) übt er verhalten Kritik; aufschlußreich sind die literarischen Analysen, die er immer wieder einfließen läßt.

Im Ganzen entstand ein lebhaftes „Sittenbild" der kulturell bestimmenden Pariser Gesellschaft, eine geraffte Kulturgeschichte aus der Perspektive eines Autors. Ausführliche Fußnoten und ein Personenregister erschließen den Band.

JEAN GENET

Biographie von Edmund White. Aus dem Amerikanischen von Benjamin Schwarz.

Kindler Verlag, München 199). 878 Seiten, öS 499,-.

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