Markante Gitarrenriffs, exzessiver Falsettgesang

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Die Besucher des U4 staunten nicht schlecht, als ihnen klar wurde, wer da plötzlich auf der kleinen Bühne des legendären Wiener Clubs stand: Niemand geringerer als Prince, damals im Jahr 1987 ein weltweiter Superstar, der in einem Atemzug mit Michael Jackson und Madonna genannt wurde. Unangekündigte After-Show-Konzerte in lokalen Clubs gehörten zum Markenzeichen des Exzentrikers, der vorige Woche überraschend im Alter von 57 Jahren verstorben ist. Einer, der die 1980er Jahre musikalisch geprägt hat wie kaum ein anderer, ist nun für immer verstummt.

Der nur 158 Zentimeter große Sänger und Musiker, der in schwierigen familiären Verhältnissen in Minneapolis aufwuchs, vereinte in seiner Musik unterschiedliche Stile wie Soul, Rock, Elektronik, vor allem aber Funk, dessen markante Gitarrenriffs der virtuose Instrumentalist wie kein zweiter spielen konnte. Charakteristisch für Prince waren auch exzessiver Falsettgesang und anzügliche Texte, dazu kam ein sexuell aufgeladenes, androgynes Auftreten in exzentrischer Kleidung.

Den Durchbruch schaffte Prince 1982 mit dem Album "1999", mit "Purple Rain"(1984) wurde er endgültig zum Superstar. Das Doppelalbum "Sign o' the Times"(1987) stellt in den Augen der Kritiker den Höhepunkt seines musikalischen Schaffens dar. Nicht unerwähnt dürfen seine Hit-Singles "Kiss" und "Cream" bleiben. Prince verkaufte insgesamt über 100 Millionen Tonträger und schrieb 900 Songs, darunter "Nothing Compares 2 U", der ein Superhit für Sinéad O'Connor wurde.

Prince war auch ein Pionier, was die Vertriebswege anging: Er war der erste etablierte Künstler, der ein Album exklusiv über das Internet verkaufte. Dem war ein jahrelanger Streit mit seiner Plattenfirma vorausgegangen, die sich geweigert hatte, den gewaltigen musikalischen Output des Workaholics in seiner Vollständigkeit herauszubringen. Von 1993 bis 2000 änderte er seinen Künstlernamen in ein unaussprechbares Symbol ("O(+>") bzw. in "TAFKAP" ("The Artist Formerly Known As Prince"). Sein verbissener Kampf für die Stärkung der Rechte von Künstlern hat ihm zwar viel Sympathie eingebracht, seine Karriere allerdings kam dadurch ins Stocken und er büßte seine künstlerische Relevanz ein. Erst 2004 konnte er mit "Musicology" - und seinem ursprünglichen Namen - wieder an frühere Größe anschließen. Sein letztes von insgesamt 39 Studioalben, "HitnRun Phase Two", ist im September des Vorjahres erschienen.

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