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"Wiener Mischung" ist nicht nur eine Kaffeesorte, sondern die Überschrift, die Elfriede Gerstl ihren eigenen Texten gibt.Geboren wurde sie am 16. Juni 1932 in Wien. "Wie soll man von einem Menschen sprechen, der von den Nazis dafür vorgesehen war, nicht mehr dabeizusein?", fragte Elfriede Jelinek. Sie selbst hat jahrzehntelang gar nicht davon gesprochen, wie sie bis 1945 in wechselnden Verstecken überlebte.

Im Wien der fünfziger Jahre begann ihr eigenständiger literarischer Weg, im brodelnden Berlin der späten sechziger Jahre entstand ihr Roman "Spielräume". Und dann: "Nach all dem protestierenden Ausbrechen eine Landnahme Wiens. (Andreas Okopenko).

"Was sich überhaupt sagen läßt, läßt sich klar sagen", lautet ein berühmter Satz aus Wittgensteins "Tractatus logico-philosophicus". Elfriede Gerstl hat ihn variiert: "Was sich überhaupt sagen lässt, lässt sich auch beiläufig sagen." Diese Beiläufigkeit verweigert sich dem Erzählen wie den ästhetischen Doktrinen und gängigen Sinnzusammenhängen. "Jeder Gläubige reizt meinen Widerspruch", sagt Elfriede Gerstl. So ist sie eine "Virtuosin der Bagatelle" geworden: "Blitzschnell sticht die epigrammatische Spitze zu, nie sententiös und behäbig, sondern immer leicht, wenngleich nicht durchwegs bekömmlich" (Wendelin Schmidt-Dengler).

Über die Gesellschaftskritik von Elfriede Gerstl, die 1999 mit dem Georg Trakl-Preis und dem Erich Fried-Preis ausgezeichnet wurde, schreibt Andreas Okopenko: "nicht den Blick zurück im Zorn auf Abrechnung mit der Vergangenheit gerichtet, sondern den Blick voraus im Zorn auf Sorge um unser aller Zukunft". Auf den Punkt gebracht nennt er sie: "in unserem postsozialen Zeitalter ein Dennoch." CH

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