Oststeirisches Kunstgehege

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Das neue Gironcoli-Museum im Tierpark Schlosspark Herberstein ist die bislang größte Gesamtschau aus dem Lebenswerk des Künstlers.

Es ist wohl das Museum mit der idyllischsten Umgebung in Österreich: Schloss, historische Gärten, Tierpark und dezent verstreute Landart. In diesem Ambiente entstand über den Sommer, treu begleitet von Pannen und Pleiten der steirischen Kulturpolitik, ein Museumsbau für rund 30 Gironcoli-Skulpturen. Der renommierte österreichische Architekt Hermann Eisenköck, immer dann zur Stelle, wenn es etwas Interessantes zu bauen gibt, erweiterte ein aus dem 17. Jahrhundert stammendes Tennengebäude durch einen streng gehaltenen Kistenzubau. Insgesamt 2000 Quadratmeter Ausstellungsfläche wurden für die bis dato größte Gesamtschau aus dem Lebenswerk des Künstlers geschaffen. Die Finanzierung wurde jeweils zu einem Drittel von Bund, Land Steiermark und Herberstein bestritten. Dass die finanziellen Zuwendungen aus Landesmitteln als "Ortserneuerungs- und Sonderförderung" verbucht wurde, hat im Parlament für heftigen Unmut gesorgt. Das sollte die großherzigen Sonntagsgäste jedoch nicht weiter irritieren.

Sie möge es lange läuten lassen; irgendwann würde ihr aufgemacht werden, riet man Bauherrin Andrea Herberstein, die inspiriert von der Idee, dem oststeirischen Schloss- und Tierpark eine weitere Attraktion hinzuzufügen, an Gironcolis Wiener Ateliertüren klopfte. Selten wurde in Österreich ein Bau solcher Größe so schnell aus dem Boden gestampft. Knapp sieben Monate dauerte die Errichtung der neuen Kunstherberge inklusive Ausstellungsaufbauten. Als "ganzes Ei" bezeichnete Bruno Gironcoli bei der Eröffnung die Museumsanlage: das Eigelb die Skulpturen, die Architektur das Eiweiß. Etwas Befruchtendes haben die Großskulpturen auf alle Fälle, wenn auch mitunter das Verstockte, Geronnene und Klebrige dominiert.

Durch die sehr offen und flexibel gehaltenen Raumebenen kommen die Arbeiten, denen Gironcoli immer wieder noch etwas hinzufügt, beeindruckend zur Geltung. Wie ein aus einer fernen Galaxie ausgewiesener Fuhrpark lagern sie in der alten Tenne. Goldene, mit Bronzelack überzogene, auch gelbe Streitwägen, dem intimen Kosmos des Künstlers entsprungen, thematisieren archetypische Mutter-Kind-Beziehungen, das Mann -Frau-Verhältnis, Hierarchiestrukturen in den Familien. Gironcoli findet für diese Themen eine suggestive und utopische Formensprache, auf die, wie Kaspar König anlässlich der Biennale 2003 in Venedig postulierte, niemals mit Gleichgültigkeit reagiert werden kann.

Neben dem Museum im ehemaligen Meierhof wurde die private Afrika-Sammlung Gironcolis erstmals öffentlich zugänglich. Etwa 400 afrikanische Masken und Fetische hat er in den letzten 15 Jahren gesammelt. Jetzt bieten sie den jährlich rund 200.000 Besuchern einen reizvollen Übergang vom Affengehege zur Kunsttenne.

Tier- und Naturpark Schloss Herberstein, 8222 St. Johann bei Herberstein, Buchberg 2

Gironcoli Museum tägl. 9-17 Uhr (www.gironcoli-museum.com)

Afrika-Sammlung tägl. 10-17 Uhr

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