Protagonist des Feuilletons

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Als "Hegel der Bundesrepublik" hatte ihn vergangene Woche leicht süffisant Jan Ross in der "Zeit" bezeichnet. "Verteufelt regierungsnah" sei Jürgen Habermas geworden - was ihm bei Schröder & Fischer gewiss leichter fällt als bei deren Vorgängern. Aber, so schränkte der Autor gleich wieder ein, das werde man vielleicht "am Sonntag, nach seiner Rede, schon wieder etwas anders sehen".

Die Rede am letzten Sonntag - das waren Habermas' Dankesworte anlässlich der Entgegennahme des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels. Und tatsächlich überraschte der Denker, der stets das Post-Metaphysische unserer Zeit betont hatte, mit Aussagen wie dieser: "Säkulare Sprachen, die das, was einmal gemeint war, bloß eliminieren, hinterlassen Irritationen. Als sich Sünde in Schuld, das Vergehen gegen göttliche Gebote in den Verstoß gegen menschliche Gesetze verwandelte, ging etwas verloren."

Habermas hat die entscheidenden Debatten des deutschen Feuilletons geprägt: Den radikalen 68ern warf er "linken Faschismus" vor, Ernst Noltes "Vergangenheit, die nicht vergehen will", antwortete er mit einer "Art Schadensabwicklung", worin er "apologetische" Tendenzen Noltes hinsichtlich der NS-Zeit scharf kritisierte - der "Historikerstreit" war geboren. Peter Sloterdijk ortete in Habermas den Drahtzieher der heftigen Erregung, die seine "Regeln für den Menschenpark" ausgelöst hatten. RM

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