Raimund mit Hingabe

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"Der Verschwender" bei den Raimundspielen in Gutenstein.

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"Der Verschwender" bei den Raimundspielen in Gutenstein.

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Kein Mißton trübt im Ernst Wolfram Marboes Inszenierung von Ferdinand Raimunds "Verschwender" in Gutenstein die Biedermeieridylle. Der ehemalige ORF-Programmintendant und neue Leiter der Raimundspiele feierte seinen Einstand rundum nostalgisch gestimmt. Aber auch ansonsten herrscht eitel Wonne. Die Landesregierung hat ihr Füllhorn weiter geöffnet als in den Jahren zuvor. Der prasselnde Regen bei der Premiere bewies, dass die Investitionen in das ton- und lichttechnisch wie ein festes Haus ausgestattete Theaterzelt nicht verschwendet sind.

Herzig, wenn auch von den Randplätzen nicht gut einsehbar nimmt sich die kleine Guckkastenbühne von Herwig Libowitzky aus. Liebevoll bemalte Prospekte verströmen märchenhaftes Flair. Historisierend, naiv naturalistisch und zauberhaft verspielt wagen sie sich an die Grenze des Kitsches ohne diese zu überschreiten. Überhaupt hält Ernst Wolfram Marboes Inszenierung stimmige Balance. Sie weist jeden Anflug von Parodie oder Pathos von sich, indem sie Raimunds Feen- und Erdenreich umspannendes Märchen und jede einzelne der Figuren ernst nimmt.

Michael Dangls Flottwell ist ein Romantiker mit Hang zur Arroganz, ganz Herr noch in der Armut. Einen Valentin von berührender Herzenseinfalt verkörpert Stephan Paryla-Raky. Gabriele Schuchter als Rosa ist ihm eine temperamentvolle Ergänzung. Aber auch andere, Robert Hauer-Riedls betrügerischer Kammerdiener, ein widerlicher sauertöpfischer verbissener Charakter, Ernst Grissemanns würdevoller Helfer aus dem Feenreich Azur hinterlassen Eindruck. Resümee: Mit solcher Hingabe hat schon lange keiner mehr Raimund inszeniert.

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