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Ein tragisches Stück im pittoresken Luftkurort Gutenstein.

Aus dem stickigen Wien zieht es in die Sommerfrische. Neben Reichenau und dem Semmering ist Gutenstein seit einigen Jahren Anziehungspunkt für Kulturinteressierte. Die gesamte Region ist eingebunden, Meisterklassen mit Sänger Heinz Zednik, eine Kunstwerkstätte und vor allem die Raimundspiele - wetterresistent im Zelt - locken ins pittoreske Piestingtal. Intendant Ernst Wolfram Marboe hat mit dem Genius loci Ferdinand Raimund und dessen tragischem Zauberspiel "Moisasurs Zauberfluch" den malerischen Luftkurort wieder in ein Festgelände verwandelt.

Heurigenbänke und Caféhaustische, weiß überzogene Stühle im Fin-de-siècle-Design und schlichte Stehpulte bedienen ein breites Publikum. Die Raimundspiele haben Unterhaltungs- und Genussanspruch auf allen Ebenen: Lukullisch wird vor der Vorstellung und in der langen Pause die ganze Bandbreite an Geschmäckern zwischen Gulasch und Himbeerbowle bedient. Das jährlich wechselnde Raimund-Stück (heuer das sechste seiner acht Dramen) ist ebenso verlässlich garniert mit hübschen Balletteinlagen, musikalischen Zwischenspielen und darstellerischen Verlässlichkeiten. Die Schaulust erfüllt die neue Bühne, deren fantasievolle Bilder (Herwig Libowitzky), computergesteuert imposant gelöst, von künstlerischen Schwächen ablenken.

In den zentralen Rollen sind Publikumslieblinge besetzt: Christian Futterknecht als habgieriger Bauer Gluthahn - als komischer Kauz zeigt er die von Raimund selbst dargestellte Figur als menschlichen Verwalter des dämonischen Geistes Moisasur. Luzia Nistler singt und spielt mit viel Ambition die verwunschene Königin Alzinde, die anstelle von Tränen Diamanten weint und damit dem Steinbrecherpaar Mirzel (Rita Nikodim) und Hans (Jakob Seeböck) zu Wohlstand verhilft.

Raimunds selten gespieltes Zaubermärchen von 1827 ist sein kontrastreichstes: Gut und Böse werden scharf abgegrenzt, Szenen enden offen und die Versöhnung des Dämonischen mit der Umwelt bleibt aus. Der Zauberfluch Moisasurs legt sich in Marboes Inszenierung als düstere Bilderlandschaft über die innere Welt Alzindes, der der Genius der Vergänglichkeit (Ernst Grissemann) Erlösung verspricht. Im Wettstreit mit der Tugend (Michaela A. Marboe) verliert er dieses Mal.

Neun Jahre nach der Uraufführung ist Raimund seinem eigenen inneren Kampf erlegen. In unmittelbarer Nähe des Theaterzeltes liegt er begraben. Zum bunten Spektakel ist das unauffällige Grab ein scharfer Kontrast.

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