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Letzte Woche hat mich das unberechenbare Schicksal durch halb Deutschland geschickt und in ganz verschiedenen Hotels nächtigen lassen. Außer der Lounge, in der ich immer gerne Platz nehme, in der Hoffnung, irgendetwas Interessantes zu beobachten, das nie eintritt, ist es der Frühstücksraum, der mich an Hotels am meisten fasziniert. Die Gäste im teuren Nobelhotel verhalten sich dort nicht anders als die in einer günstigen Herberge, die Urlauber, die sich auf den Besuch eines Museums freuen, gerade so wie die Vertreter, die sich auf ihr Geschäftstreffen vorbereiten.

Weil das Frühstück im Nächtigungspreis inkludiert ist, sind wir alle, ob wir zuhause nun viel, wenig oder, so wie ich, gar nicht frühstücken, im Hotel dazu verdammt, uns schon am Morgen zu überfressen. Es ist eine atavistische Reaktion, gewiss, aber da das Frühstück, wie viel wir von ihm zu uns nehmen, im Preis inbegriffen ist, meinen wir, etwas dabei zu gewinnen, wenn wir über den Preis hinaus zu essen versuchen. Ich gebe es zu, dass ich im Hotel Palace, in dem mich eine namhafte Kulturinstitution untergebracht hatte, schon um acht Uhr tat, was ich zuhause frühestens gegen achtzehn Uhr zuwegebrächte, mir nämlich genauso viel Eierspeise mit fetten Bratwurststücken auf den Teller zu laden wie der Herr Generaldirektor, der mit mir am Tische saß und über der sinnlosen Anstrengung in die gleiche Hotelmelancholie geriet wie ich.

Die Frauen halten es übrigens viel kultivierter als die Männer, ihr Metier ist nicht das rabiate Schaufeln, sondern vielmehr das diskrete Mitnehmen von Äpfeln und Orangen. Sie haben jahrtausendelang unser Überleben durch Sammeln, geschicktes Lagern und raffiniertes Verbergen der Nahrung gesichert, darum wissen sie jetzt, dass, auch wenn der Bauch schon morgens voll geschlagen wird, im Laufe des Tages der Hunger doch zuverlässig wiederkehrt. Und dann?

autor@furche.at

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