Schwer erträgliches Kino, aber unglaublich beeindruckend

Werbung
Werbung
Werbung

Grafische Muster aus Fäkalien. Urinströme, die die Gänge überschwemmen. Nackte, verschmierte Männerkörper mit Striemen. Ein abgemagerter, regloser Mann, mit offenen Geschwüren vom Liegen. Was im Gedächtnis hängen bleibt von „Hunger“, dem verstörenden Film über den Hungerstreik des verurteilten IRA-Kämpfers Bobby Sands, sind harte, ungeheuer einprägsame Bilder.

Es war im Maze Prison in Nordirland, 1981, wo IRA-Gefangene gegen die Haftbedingungen rebellierten: Um als politische Gefangene anerkannt zu werden, waren sie zuerst in einen „No Wash“-Protest getreten, was unzumutbaren Dreck bedeutete, nicht nur für sie, sondern auch für die Wachleute. Da eine Reaktion ausblieb, initiierte der Anführer Bobby Sands einen Hungerstreik: So lange würde sich einer nach dem anderen zu Tode hungern, bis die britische Regierung nachgegeben hätte. Der Körper von Bobby Sands hielt 66 Tage aus, bis er starb.

Regisseur Steve McQueen erzählt die zutiefst bedrückende Geschichte, ohne Stellung zu beziehen. Sands, der in den Köpfen der einen Terrorist, in den Köpfen der anderen aber Held und Märtyrer ist, und dessen Gewalt sich am Ende, im Kampf für den höheren Zweck, gegen den eigenen Körper richtet, wird von Michael Fassbender („Inglorious Bastards“) kompromisslos und mit schmerzhafter Körperlichkeit dargestellt, doch das Wie tritt zurück hinter das Warum. „Hunger“ ist ein zwingender, in seiner Brutalität ungemein schöner Film: Wegschauen geht nicht. Das ist ganz großes Kino. (Magdalena Miedl)

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung