Solidarnosc-Monstranz für saudischen König

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Der saudische König hat einen seiner Prinzen geschickt, um den ersten Lech-Walesa-Preis in Danzig in Empfang zu nehmen. Ganz geheuer war aber auch Prinz Abdulaziz Bin Abdullahem al-Saud nicht, als ihm Solidarno´s´c-Ikone Lech Walesa das goldene Stehkreuz mit Victory-Symbol statt Corpus Christi in die Hände drückte. Der Prinz vermied es tunlichst, die Solidarno´s´c-Monstranz" bei seinen Dankesworten in Händen zu halten; bei seinem Abgang von der Bühne übergab er den Preis sofort an einen Begleiter und ein Dritter "entsorgte" das Kreuz auf schnellstem Weg außerhalb des Veranstaltungssaals. Wo der eigentliche Preisträger, König Abdullah Bin Abdulaziz al-Saud von Saudi-Arabien, das Gewerkschafts-Kruzifix aufgestellt hat - und ob überhaupt - wird ein Geheimnis bleiben.

Schon im Vorfeld der Preisverleihung anlässlich der Feierlichkeiten zum 25. Jahrestag der Nobelpreis-Vergabe an Walesa Anfang Dezember hatte die Entscheidung des Preiskomitees für den saudischen König große Kontroversen hervorgerufen: "Der Preis sollte die Werte fördern, die den Gründern der Gewerkschaft Solidarno´s´c 1980 leuchteten, also Freiheit, Achtung der Menschenwürde und -rechte. Saudi-Arabien ist aber ein Staat, in dem von Menschenrechten keine Rede ist", erklärten Kritiker. Einen der reichsten Männer der Welt mit einem 100.000 Euro-Preis auszuzeichnen, ist wiederum anderen übel aufgestoßen.

Umstrittene Jury-Entscheidung

Dem Komitee des Lech-Walesa-Preises gehören honorige Mitglieder an: der tschechische Ex-Präsident Václav Havel, der polnische Ex-Premier Jan Krzysztof Bielecki, der Ex-Vorsitzende des Obersten Rates Weißrusslands, Stanislaw Szuszkiewicz, der polnische Ex-Außenminister Wladyslaw Bartoszewski und der aktuelle Chef des französischen Außenressorts, Bernard Kouchner - umso überraschender ist die Entscheidung für den saudischen König.

Als Begründung des Lech-Walesa-Instituts heißt es, der König führe den Dialog zwischen den Religionen, fördere die Toleranz zwischen den Kulturen und Zivilisationen, den Frieden, internationale Zusammenarbeit und umfangreiche Wohltätigkeit. Dass man dem Hüter der heiligen Stätten Mekka und Medina mit einem Kreuz keine wirkliche Freude macht, war entweder Walesa-List oder diplomatischer Unverstand. Wenn es verfolgten Christen in Saudi Arabien nützt, soll aber beides recht sein. (wm)

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