Tacheles statt Blasmusik

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"Unsere Mitglieder leisten einen bedeutenden gesellschaftlichen Beitrag in den Verbindungen", hieß es vergangenen Sonntag in einer Aussendung des Cartellverband - der sich damit neben Freiwilliger Feuerwehr, Bergrettung und steirischem Blasmusikverband als Betätigungsfeld für sozial schwache Studierende wärmstens empfahl.

Die Groteske um Alfred Gusenbauers Schnellschuss-Vision vom "Sozialdienst" als Studiengebühren-Ersatz hat damit ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht. Kein Wunder nach einem Wahlkampf, in dem die eigentlichen hochschul-und forschungspolitischen Herausforderungen peinlich verschwiegen wurden. (Dass die rot-schwarze Regierung beschloss, die zersplitterten Forschungsagenden noch weiter aufzudröseln und den Forschungsfonds FWF im Infrastruktur-und nicht im Wissenschaftsressort anzusiedeln, passt ins Bild.)

Spätestens jetzt ist es freilich Zeit, Tacheles zu reden: Wenig überraschend hat die EU-Kommission die österreichische Quotenregelung beim Medizin-Studium (75 Prozent der Plätze sind für heimische Maturanten reserviert) als diskriminierend zurückgewiesen. Kaum erfreulicher sind jene Zahlen, die Österreichs Rektoren zuletzt mit Hinweis auf ein Ranking des Educational Policy Institute in Washington präsentierten: Demnach liegt Österreich in der Frage der "Zugänglichkeit" - insbesondere für Studierende aus unteren sozialen Schichten - von 13 Staaten auf dem letzten Platz.

Man mag sich einmal mehr über "die böse EU" empören; man mag auch die Ideen der Rektorenkonferenz zur "Studienplatzbewirtschaftung" als elitistisch ablehnen: An einer Neugestaltung des Hochschulzugangs, der mehr Fairness und bessere Studienbedingungen bringen muss, führt kein Weg vorbei. Zum Glück will auch Wissenschaftsminister Johannes Hahn "mit Leidenschaft" darüber diskutieren. Vielleicht sogar mit dem CV...

doris.helmberger@furche.at

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