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Fünf Jahre Tanzquartier Wien: eine Erfolgsstory.

Espontaneo" bezeichnet im Spanischen eine Person, die in die Stierkampfarena springt und dem Torero die Show stiehlt. "40 Espontaneos" - so lautete der Titel der Eröffnungsperformance in der neuen Saison im Tanzquartier Wien, geplant und inszeniert von der spanischen Ausnahmekünstlerin La Ribot: eine theatrale Utopie, ein erstickter Schrei kollektiver Träume. Starmania und Big Brother in einem, getragen von 40 über 40-jährigen Laien. Fiesta, Kunst oder das pure Leben? - Es gibt wohl keinen anderen in Frage kommenden Aufführungsort für eine solche Performance "mit Mut zum Risiko" als Österreichs einzige Institution, die sich ausschließlich den Genres zeitgenössischer Tanz und Performance widmet: das Tanzquartier Wien, das dieser Tage sein fünfjähriges Bestehen feiert.

Intendantin Sigrid Gareis

Am 3. Oktober 2001 war es endlich so weit. Nach beinahe zehnjährigem zähen Ringen, nach politischen Querelen und einem Intrigantenstadel ohnegleichen auch innerhalb der "Szene" nahm in einem der zehn größten Kulturareale Europas, dem Museumsquartier Wien, das Tanzquartier Wien den Betrieb auf. Als künstlerische Intendantin hatte man sicherheitshalber eine "Auswärtige" geholt, die von vornherein über dem Wiener Hick-Hack stehen sollte: die aus München kommende Sigrid Gareis. Die studierte Ethnologin verließ dafür eine gut dotierte Lebensstellung bei Siemens und landete - in der Höhle des Löwen. Die unprofessionelle und von Missgunst zerfressene Wiener Tanzszene fühlte sich übergangen und zu wenig eingebunden in die Programmschiene der ersten Saison, die Politik murrte über geringe Auslastungszahlen, das mediale Echo hielt sich in Grenzen.

Doch mit der Beharrlichkeit und Unbeirrbarkeit der geborenen Schwäbin setzt Sigrid Gareis sich durch. Erfreut kann die brillante und energiegeladene Verfechterin der Vielfalt nach fünf Jahren konstatieren: "Das Haus steht nicht mehr in Frage. Wir haben etwas auf die Beine gestellt, das Modellcharakter in der europäischen Tanzlandschaft hat. Was nicht zuletzt das langweilige Wien zu einer der wichtigsten Tanzstädte Europas gemacht hat."

Dem exotischen "Mischmasch" aus Contemporary und Modern Dance Wiener Zuschnitts, der nicht unoriginell, aber weit gehend dilettantisch auftrat, konnte die immer international orientierte Gareis anfänglich nicht allzu viel abgewinnen. Heute räumt sie der österreichischen Tanzszene ein hohes Maß an Professionalität ein: Sie sei spannend, schräg und anspruchsvoll - was die Intendantin nicht zuletzt als eigenen Erfolg verbucht.

Es ist nicht nur, aber sicher auch ein Ergebnis der logistischen und organisatorischen Basis, die das Tanzquartier darstellt: der Ausbildungsmöglichkeiten, die es bietet, der adäquat ausgestatteten Trainings-und Übungsräume, der Möglichkeiten etwa mit Videoaufzeichnung zu arbeiten. All das bietet Tänzern und Künstlern eine solide Grundlage. "95 Prozent der freien Tanzszene sind heute in das Trainingsprogramm des Tanzquartiers integriert", stellt Gareis stolz fest.

Nachwuchs und Austausch

Neben den regelmäßigen Kursen in drei Studios gibt es gelegentliche Workshopreihen internationalen Zuschnitts mit prominenten Gastdozenten. Zur Nachwuchsförderung vergibt das Tanzquartier Stipendien. Es gibt eine Bibliothek und Mediathek, Videoplätze, Computerarbeitsplätze. Das Tanzquartier organisiert Austauschprogramme mit anderen europäischen Tanzhäusern (mit Schwerpunkt auf den ehemaligen Ostblockländern), Diskussionen, Vorträge, Researchmodule, Ethno-Events, DJ-Lines, Partys. Und nicht zuletzt Kooperationen mit den "großen" Nachbarn auf dem Areal des Museumsquartiers wie Kunsthalle Wien, Leopold Museum und Museum Moderner Kunst (MUMOK).

Bei all diesen Aktivitäten sind die öffentlichen Aufführungen und Tanzvorstellungen mit österreichischen und internationalen Kompanien fast schon eine "Zugabe". Doch auch hier haben sich die Zuschauerzahlen in den vom Tanzquartier bespielten Hallen G und E des Museumsquartiers in den fünf Jahren des Bestehens mehr als verdoppelt: von 22.000 im ersten auf 44.500 im letzten Jahr.

Mit der "Give Me Five Party" startet am 30. 9. (in Zusammenarbeit mit dem MUMOK) der Tanzquartier-Geburtstagsreigen. Dort wird, so verheißt es das Programm, die Frage beantwortet: "Wie kann man sich selbst den Ast absägen? Oder ein Bein?"

GIVE ME FIVE / 5 Jahre Tanzquartier

Sa. 30. 9. - Sa. 7. 10. 2006

Museumsplatz 1

Tickets und Info: 01/581 35 51

www.tqw.at

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