Haydn-Werke in Prag entdeckt
Manfred Huss, Dirigent und Chef der Haydn Sinfonietta Wien, fand im Prager Nationalarchiv bisher unaufgeführte Divertimenti und Menuette Haydns.
Manfred Huss, Dirigent und Chef der Haydn Sinfonietta Wien, fand im Prager Nationalarchiv bisher unaufgeführte Divertimenti und Menuette Haydns.
Nachdem Manfred Huss Mitte 1993 seine Aktivitäten in Wien wegen Schwierigkeiten mit dem Kulturamt der Stadt einstellte (FURCHE 27/93), zog es ihn ins Ausland. Die richtige Atmosphäre scheint Huss mit seiner 1984 gegründeten Haydn Sinfo- nietta Wien in Prag gefunden zu haben. Zur Zeit plant er dort ein Opernfestival. „In Prag findet man noch viele Theater in historischem Zustand mit herrlicher Akustik. Vor allem aber herrscht in dieser Stadt Aufbruchstimmung.
Die Probleme bei der Finanzierung kultureller Veranstaltungen sind dort allerdings noch größer als in Wien, es gibt keine Subventionen, weil einfach kein Geld da ist. Wir sind also um so mehr auf unsere Sponsoren angewiesen“, erklärt Huss. Huss“ Aktivitäten beschränken sich nicht nur auf Prag. Dieses Jahr will er mit der Haydn Sinfonietta Wien sämtliche Di
vertimenti Joseph Haydns auf Tonträgem auf den Markt bringen. Auf der Suche nach noch relativ unbekannten Werken des Komponisten stieß er im Nationalarchiv in Prag auf fünf noch unveröffentlichte Divertimenti und einen vierzehnteiligen, geschlossenen Menuett-Zyklus.
Die Kopien dieser Werke stammen aus Schlössern und Klöstern in Böhmen und Mähren. „Der österreichische Adel besaß in Böhmen, Mähren und in Ungarn zahlreiche Schlösser, wo vor allem im 18. Jahrhundert die Musik Haydns zu einem Höhepunkt kam“, meint Huss. Nach der Plünderung der Schlösser und Klöster durch die Russen wurden die Werke Joseph Haydns im Nationalarchiv gesammelt. Huss meint, daß man von FOTO BILL LORENZ Haydn nur rund 70 Prozent seiner Kompositionen kenne und daß man nach restlichen Werken in den Archiven, Schlössern und Klöstern in Böhmen, Mähren und Ungarn suchen müsse.
