Unendliche Räume

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Ausstellung über den Vordenker Friedrich Kiesler.

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Ausstellung über den Vordenker Friedrich Kiesler.

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Friedrich Kiesler war Architekt, Maler, Bühnenbildner, Universalkünstler. Vor allem war er Vordenker. Seine Gedanken, Ideen, Konzepte und Entwürfe reichen ins Universelle und über seine Zeit weit hinaus. Er lebte von 1890 bis 1965, und dennoch lassen viele seiner Konzepte die heutige Moderne alt aussehen. So muß man sich fragen, warum Bilder noch immer phantasielos an gerade Wände gehängt werden, wenn man Kieslers Auseinandersetzung mit dem Ausstellen von Kunst gesehen hat. Für Peggy Guggenheim hat er eigene Räume fürs Ausstellen bestimmter Werke konzipiert, die nur einen Wunsch übrig lassen: einmal durchgehen, sehen und erfahren dürfen. Seine Beschäftigung mit Theater hat wenigstens in der Literatur den großartigen Wurf des universalen Doppeltheaters hinterlassen.

Lebenslänglich hat Kiesler daran gearbeitet, an die Grenzen des Raumes und der Wahrnehmung zu dringen. "Das endlose Haus" ist wahrscheinlich sein berühmtester Entwurf. Doch auch multifunktionale Möbel, eine Meditationsgrotte oder magische Architektur haben ihn beschäftigt. Immer wieder sucht Kiesler nach einer Form, die auch das spirituelle Wesen des Menschen faßt und heimisch werden läßt. Vielleicht war diese intensive, tiefgreifende Auseinandersetzung mit menschlicher Wahrnehmung dafür verantwortlich, daß seine Räume in ihrer Zeit noch nicht in ihrer Bedeutung erkannt werden konnten. Wirklich gebaut wurde ein einziges Bauwerk: der Schrein des Buches in Jerusalem. Unter der eigenwilligen Form einer Kuppel, die an einen archaischen Tontopf erinnert, der aus Tonwürsten gerollt wurde, entsteht ein einmaliger, einzigartiger Raum, der für die Aufgabe, die Essenerrollen in ihrer Mystik sichtbar zu machen, geeignet und passend ist wie kein anderer. Räume wie dieser bestehen nicht, sie müssen erfunden, erdacht und ersonnen werden. Für uns heute jedenfalls lohnt der Blick in das Archiv des Visionärs, um selbst bereichert um unzählige wertvolle Gedanken einen neuen Blick auf die Räume unserer Umgebung werfen zu können.

Bis 1. März.

"Friedrich Kiesler - Das Archiv des Visionärs", täglich außer Montag von 9 bis 16.30 Uhr im Historischen Museum der Stadt Wien am Karlsplatz.

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