Verzauberung überall

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Gelungen: Benjamin Brittens "Ein Sommernachtstraum".

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Gelungen: Benjamin Brittens "Ein Sommernachtstraum".

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Die Streicher seufzen, die Harfe säuselt: Die Musik in Benjamins Brittens Oper "Ein Sommernachtstraum" ist voller Zauber und Träumerei. Das Reich des Phantastischen ist auch die Heimat von Phillipe Arlaud; kein Wunder, daß der Bühnenmagier die jüngste Volksopernproduktion mit gewohnt stringenter Regie, märchenhaftem Bühnenbild und prächtigen Farben zum Erfolg geführt hat. Anders als in der Shakespearschen Vorlage obsiegt bei Britten (und Arlaud) die sphärische Welt der Elfen über die barock-bornierte Welt des Adels und die karge, trostlose Welt der einfachen Leute. Verzauberung allerorten.

Die Bewohner des Zauberwaldes bestechen in jeder Hinsicht: Jochen Kowalski verkörpert mit seiner eleganten, feinen Alt-Stimme perfekt den dieser Welt entrückten Elfenkönig Oberon. Edith Lienbacher als verführerische Elfenkönigin Titania entzückt mit ebenso gefühlvollen wie ausgefeilten Koloraturen. Karl Markovics als punkiger Puck gibt einen manischen Kobold, der wie ein Irrwisch über die Bühne wetzt und allerorts Unruhe stiftet: Mit dem Zauber seines güldenen Füllhorns bringt er zwei Menschenpaare in Turbulenzen und Titania dazu, dem Weber Zettel zu verfallen - dem der Troll zuvor einen Eselskopf verpaßt hat.

Bjarni Thor Kristinsson singt den armen Tor mit Würde und Präzision. Die Art und Weise wie die Handwerker bei ihrer unbeholfenen Darbietung von "Pyramus und Thisbe" vom Athener Hochadel verspottet werden, macht sie zu mehr als bloßen Witzfiguren. Wenn Herwig Pecoraro als Bälgenflicker Flaut alias Thisbe in opera-seria-Manier flötet und mit Verdi-Tönen stirbt, ist das nicht nur komisch, sondern auch berührend. (Vor allem bei den im österreichischen Dialekt (!) singenden Handwerkern zeigt sich die Güte von Derek Webers Übersetzung des Librettos aus dem Englischen) Tadellos sang und spielte auch das übrige Ensemble. Eine Schrecksekunde gab es nur beim Schlußapplaus: Dirigent Andreas Mitisek - ihm gelang musikalischer Zauber - stürzte vor lauter Begeisterung in den Orchestergraben. Zum Glück ist ihm nichts passiert.

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