Herzog im Kühlschrank

Werbung
Werbung
Werbung

"Die Feenkönigin" von Henry Purcell in Linz.

Basierend auf einem anonymen Libretto nach Shakespeares Sommernachtstraum schuf Henry Purcell seine Semi-Opera The Fairy Queen "mit Liedern, Tänzen und Bühnenmaschinerie dazwischen", die bei ihrer "First Night" in London 1692 bejubelt wurde. Am Linzer Landestheater ging vor kurzem ihre Premiere in der phantasievollen Fassung des Szenikers Andreas Baesler über die Bühne, die über weite Strecken gefallen konnte, aber keinen Anlass zum Jubel bot, was vor allem an dem viel zu langatmigen ersten Teil lag (Bühne und Kostüme: Felix Eckhard Wegenast/Isabella Reder).

Dabei war es durchaus schlüssig, Shakespeares Wald in ein Theater zu versetzen und die Gesangspartien den Hauptpersonen des Sommernachtstraum anzuvertrauen. Hervorgehoben seien daher: Cassandra McConnell (Titania), Kurt Azesberger (Oberon), Alesja Miljutina (Hermia), Martin Achrainer (Demetrius), Anna Sterbová (Helena) und Alexander Novikov (Lysander). Michael Langeneckert (Choreographie) war als artistisch agierender Bosnigel Puck omnipräsent, was auch für die Elfen, die Tänzer und Tänzerinnen zutraf. Es war wohl diese komplexe, handlungsbedingte Verflechtung von Gesang, Ballett und Schauspiel, von Bühnenrealität und Feenwelt, die zunächst nicht recht gelingen wollte. Vielleicht lag dies auch an dem allzu brav musizierenden Brucknerorchester Linz (Dirigat: Dennis Russell Davies).

Erst im zweiten Teil gewann die Aufführung an Stringenz und Humor, auch die Musik "im Graben" blühte auf und gute Laune verbreitete sich: Im "Theater" huldigt man dem grantigen Herzog Theseus (Klaus-Dieter Lerche) in "englischem Stil" zum Geburtstag: eine erfrischende Persiflage (Chorleitung: Georg Leopold). Der Herzog ist "not amused", und vor lauter Grant friert er im Kühlschrank ein. Wieder aufgetaut, verwandelt er sich in den Hochzeitsgott Hymen. Die Handwerker des Theaters kommen jetzt endlich dazu, ihr trauriges Stück von Pyramus und Thisbe aufzuführen. Während Ljubisa L. Grujcic (Zettel) als Pyramus Kauderwelsch palavert, ziert sich Konstantin Bühler (Flaut) verschämt als Thisbe. Zwerchfellreizend agieren auch Lutz Zeidler (Squenz), Daniel R. Rüb (Schnauz / Wand) und Alexander Gier (Schnock / Löwe). Schluckers "Mond" (Friedrich Luksch) scheint über Wiens "Copa Cagrana" aufgegangen zu sein. Margret Czerni

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung