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Verzauberte Nacht

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Eine neue Konzeption, die quasi als Uraufführung gelten kann, brachten die Basler Theater mit ihrer einzigen großen Ballettproduktion dieser Spielzeit nach dem Shakespeareschen „Sommernachtstraum“ und einer Musik-Collage nach Mendelssohn-Bartholdy.

Schon immer bot sich mit jenem romantisch-feenhaften Gebilde voller verzauberter Liebessehnsüchte und Liebesverwirrungen auf seinen verschiedenen Spielebenen des Menschen- und des Elfenreiches der Reiz zu phantasiereichen Regieeinfällen geradezu an — daraus jedoch ein abendfüllendes Ballett zu machen, diese Idee blieb dem zweifellos begabten jungen Basler Ballettchef Heinz Spoerli vorbehalten. Freilich, Spoerli hat sich sein Ziel gefährlich hochgesteckt, nicht ein Tanzspiel nach Shakespeare mit der Musik Mendelssohns ist sein Ausgangspunkt, er behält vielmehr ebenso das Rüpelspiel mit der Liebesgeschichte von Pyramus und Thisbe bei, wie er dem Ballettabend durch Beifügung von Chor und Gesangssolisten zusätzliche Erweiterung verleiht. Daß diese neuartige Mischung, diese Integrierung von Tanz, Schauspiel und Musiktheater nicht immer gelingt, ist verständlich — daß jedoch auch kein Multimedia-Spektakel daraus wurde, ist in erster Linie in der ein-

deutig dominierenden tänzerischen Komponente zu suchen.

Solisten sind gleichermaßen unter den Tänzern zu suchen wie unter den Sängern und Schauspielern. Und hier ist es vor allem der Vollblut-Komödiant Hubert Kronlach-ner, der in seiner Verwandlung vom tolpatschigen Weber Zettel in einen Esel die Klammer zum Schauspiel findet.

Jörg Zimmermann hat dazu mit zwar sparsamen Mitteln, doch sehr zauberhaften Lichteffekten (die zeitweilig den ganzen Zuschauerraum in ihren Bann mit einbezogen) ein geheimnisvoll-spukhaftes, so recht für Elfen und Kobolde geschaffenes Bühnenbild entworfen, das nur in der Schlußszene einem goldenen Fürstenpalast weichen muß. In diesem Feenreich, das seine größte Ausdruckskraft in der Johannisnacht erreicht, ist Puck unbestrittener Herrscher, Terrance Ho Sin Hang nutzt dies virtuos aus: Ihm ebenbürtig das Paar Titania-Oberon (Ruth Weber-Jean Luc Chiraz). Auch den anderen Solisten war ein erfreulich hoher Qualitätsgrad anzumerken, der Heinz Spoerli den Erfolg in seiner Aufbauarbeit der vergangenen zwei Jahre als Ballettchef in Basel bescheinigt. Am Pult ein neuer Mann: Saldo Podic, dem es nicht ganz gelang, Profil zu gewinnen.

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