Wieder war es Hans Hollmann, der in Basel ein Schauspiel zur (gelungenen) Aufführung brachte, das bisher - ähnlich den „Letzten Tagen der Menschheit“ - eher für ein Marstheater geschrieben schien als für eine zeitgenössische Bühne, und das seit seiner unglücklichen Uraufführung in Braunschweig 1965 als praktisch un-spielbar galt. Als Elias Canetti mit strahlendem Lächeln die einhellige Zustimmung des Premierenpublikums zur Inszenierung seiner „Komödie der Eitelkeit“ entgegennehmen konnte, schien endlich für diesen Dichter der (späte) Durchbruch auch auf der Bühne gekommen
Drei Uraufführungen seit Beginn dieser Spielzeit - die vierte, das neue Henry-Dunant-Stück von Dieter Forte, soll im Februar folgen - und noch zeichnet sich nichts ab, was zumindest das letzte Jahr der Ära Hollmann fulminant herausheben könnte. Im Gegenteil, die Kalamitäten, die zum Ende der vergangenen Spielzeit den Österreicher Hollmann veranlaßten, vom bereits unterschriebenen Verlängerungsvertrag abrupt zurückzutreten und die von der traditionellen Basler Stadtverwaltung, je nach Vorwand und Spielplan, von „faschistisch“ bis „kommunistisch“ kommentiert wurden, erweisen
Der unmittelbar nach Niedergehen des Vorhangs stürmisch einsetzende Beifall und die miteinander wetteifernden Bravo- und Buhrufe waren eigentlich vorauszusehen - zu viel ist in den letzten Jahren von Ulrich Mel- chingers Kasseler „Ring“, angefangen über Patrice Chėreau, Götz Friedrich und Jean-Pierre Ponnelle an Ideen und Konzeptionen über den Wagnerischen „Ring“ hereingebrochen, als daß es ohne Wirkung auf neue Inszenierungen bleiben könnte. Und ebensoviel Engagement war von Hans Hollmann zu erwarten, der zumindest Vorspiel und ersten Teil, also „Rheingold“ und
Gedanken, Gesprächsfetzeh und erahnte Gefühle - eine seltsame Mischung aus Realismus und Symbolismus und eine psychologische Auseinandersetzung mit dem Text - das sind die Haupteindrücke der Baseler Inszenierung von Gerhard Roths zweitem Bühnenstück „Sehnsucht“ unter Horst Z an kl. Die sensible, ganz auf Distanz angelegte Regie, die die Brisanz des Themas - Liebe und Wahrheit und die in ihrer Sehnsucht danach verstrickten Menschen — in einzelnen Kurzszenen subtil aufflackern läßt, verzichtet bewußt auf den spektakulären Schluß der Grazer Aufführung (siehe FURCHE Nr. 41/1977), dem Mord des Schriftstellers Albert an seiner Geliebten.
Als der Mohr Othello wie ein Panther sein Opfer Desdemona zu umkreisen begann, um ein quasi rituell inspiriertes Todesspiel an ihr zu vollziehen, probten die Basier den Aufstand: unter lauten Protestrufen, von denen jene, die sich auf die irrige Verwendung ihrer Steuerfränkli bezogen, noch die harmlosesten waren, verließ gut die Hälfte des Pre-mierenpuMikums das Theater. Am nächsten Morgen konnten es dann alle an der winkligen Fassade des neuen Basler Superbaues lesen: mit „Hollmann raus“ und „Othello pfui“ hatte Basel nach einer vergangenen, eher langweiligen Spielzeit wieder
Im Rahmen seiner wissenschaftlichen Erfassung und Darstellung geschlossener Kunstepochen tritt jetzt das Salzburger Museum Carolino Augusteum mit dem zweiten Teil seiner großen überregionalen Ausstellung „Spätgotik in Salzburg“ an die Öffentlichkeit und setzt damit den Auftakt zum heurigen Salzburger Festspielsommer. Nach der 1972 gezeigten ersten Dokumentation, die sich mit der Malerei der Spätgotik aus dem damaligen Salzburger Raum und seinen reichhaltigen Einflüssen auf internationale Stilentwicklungen befaßte, folgt jetzt der zweite Teil dieses umfangreichen Komplexes mit der
Eine neue Konzeption, die quasi als Uraufführung gelten kann, brachten die Basler Theater mit ihrer einzigen großen Ballettproduktion dieser Spielzeit nach dem Shakespeareschen „Sommernachtstraum“ und einer Musik-Collage nach Mendelssohn-Bartholdy.Schon immer bot sich mit jenem romantisch-feenhaften Gebilde voller verzauberter Liebessehnsüchte und Liebesverwirrungen auf seinen verschiedenen Spielebenen des Menschen- und des Elfenreiches der Reiz zu phantasiereichen Regieeinfällen geradezu an — daraus jedoch ein abendfüllendes Ballett zu machen, diese Idee blieb dem zweifellos
Auch mit dem zweiten Griff in das Ur- und Erstaufführungsangebot bewies das Team Hans Hollmann — Klaus Völker wenig Fingerspitzengefühl. Was jetzt in der Basler Komödie als Bühnenerstling des Lyrikers Frank Geerk seine Welturaufführung erlebte, kam ebenso wenig über reine Klischeevorstellungen biederer Weltverbesserer hinaus, wie Athay-des „Donha Margarida“ im Dezember vergangenen Jahres. Frank Geerk, geborener Schweizer (ein Geburtsdatum wird verschwiegen) und bisher nur mit einem Band von 77 Gedichten mit dem Titel „Notwehr“ in Erscheinung getreten, fühlt sich als
Graue Theorie, analog dem „theoretischen Herzinfarkt“, den Donha Margarida gegen Schluß ihres rund eineinhalbstündigen Monologs erleidet, blieb in weiten Passagen Roberto Athaydes Bühnenerstling „Auftritt Donha Margarida“, den die Basler Komödie zwei Jahre nach seiner brasilianischen Uraufführung und einem kurzen Intermezzo im Pariser Theater am Montparnasse als deutsche Erstaufführung brachte. In einem verzweifelten Ansturm auf alles, was den in übertragener Bedeutung präsentierten „Lehrstoff des Lebens“ betrifft, mutet sich der jugendliche, 1949 in Rio de Janeiro geborene
Die große Euphorie der Basler über ihr neues Superhaus ist noch nicht abgeklungen — inwieweit das jedoch eine Folge des Verlangens ist, den aus so vielen Millionen Steuer-fränkli errichteten Neubau nun auch zu genießen, steht dahin. Sichtbar ist, daß sich das Publikum gewandelt hat. Werner Düggelins — des ehemaligen Intendanten — umfangreiche Anhängerschar macht sich rar. Die Abendrobe und das ältere Semester dominieren über die, noch zu Dügg's Zeiten (wie er heute noch in Basel liebevoll genannt wird) sich auch in der traditionsreichen Rhein-Metropole recht avangardistisch und
Hans Hollmann hat es erreicht. Was seinen Vorgängern Werner Düg-gelin und Arno Wüstenhöfer nicht gelingen wollte — er konnte es jetzt mit großem Spektakel über die zwei Bühnen des 50-Millionen-Superbau-es im Herzen der Basler Innenstadt bringen: die festliche Eröffnung des neuen Stadttheaters. Unter dem Motto „So wurde noch nie ein Theater eröffnet“ scheute Hollmann keine Mühe, dieses Haus den Baslern ganz persönlich zu übergeben. Mit einem dreitägigen Theatermarkt, der von zehn Uhr morgens bis tief in die Nacht stündlich mit neuem Pro? gramm aufwartete, der 27raal für