War die Liturgiereform umsonst?

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Ein Religionspädagoge und ein Dogmatiker eröffnen neue Zugänge zur Eucharistiefeier.

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Ein Religionspädagoge und ein Dogmatiker eröffnen neue Zugänge zur Eucharistiefeier.

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Still ist es geworden um die "Heilige Messe": Erstmals ist in Österreich die Zahl der regelmäßigen Besucher der Eucharistie unter eine Million gesunken. Der (post)moderne Mensch geht eigene - andere - Wege. Die Sprengkraft der Eucharistie, Jung und Alt verspüren sie nicht mehr.

Jozef Niewiadomski, Dogmatiker, und Matthias Scharer, Religionspädagoge an der Universität Innsbruck, gehen im Buch "Faszinierendes Geheimnis" diesen Phänomenen nach. Sie analysieren ungeschminkt und erzählen erlebte Irritationen: Warum sind die liturgischen Aufbrüche des II. Vatikanums erlahmt?

"War alles umsonst?" fragen sich wohl nicht nur die Autoren, wenn am Sonntag nach der Feier der Erstkommunion, die so schön war, von den vielen Kindern kaum zehn zum Gottesdienst kommen. Die Arbeit mit den Tischmüttern, die Elternabende, das Engagement der Religionslehrerin, des Priesters, alles vergeblich? Scharer und Niewiadomski fordern: Die Wirklichkeit des Lebens der Menschen müsse viel stärker Einzug halten in den Gottesdienst. Sonst bleibt die Fremdheit zwischen der Eucharistie und dem Leben heutiger Menschen: "Welche implizite Eucharistietheologie läßt sich im Alltag der Menschen auffinden? Wo sind die entscheidenden Lebensquellen heute?" Eucharistie ist keine Feier der - wie auch immer - Vollendeten. Sie ist ein "Gymnasium", Ort des Trainings für die Perfektionisten konservativer wie progressiver Prägung. Ein Mißverständnis ist es, daß Kirche Moralanstalt sein soll!

Dann die Eucharistiekatechese: Kann man wirklich Eucharistie noch immer mit der Vorschrift, daß die Zulassung dafür an ein gewisses geistiges Niveau des Vernunftgebrauchs gebunden ist, in Zusammenhang sehen?

Auch Konturen einer Theologie der Eucharistie werden im Buch entwickelt. Von einer "dramatischen" und "kommunikativen" Eucharistie ist die Rede und den Chancen einer eucharistischen Lebenskultur: Das Alltägliche soll in den Gottesdienst mitgenommen werden. Um Wechselseitigkeit geht es - von liturgischem Spiel und Spiel des Lebens, Von der Sprengkraft einer Feier die den Alltag neu sehen hilft und befreiend und erlösend verändert, ist da zu lesen. "Faszinierendes Geheimnis" ist ein analytisch betrachtendes, überaus notwendiges, weil zeitgemäßes Buch: hilfreich für alle in der Verkündigung Tätigen. Ein Buch, das verstehen hilft und Gottesdienste lebensnaher gestalten läßt.

Faszinierendes Geheimnis. Neue Zugänge zur Eucharistie in Familie, Schule und Gemeinde. Von Matthias Scharer u. Jozef Niewiadomski. Tyrolia-Verlag, Innsbruck 1999.176 Seiten, brosch. öS 234,-/e 17,00

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