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West-ostliche Satire

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„M arx und Moritz“ im Intimen Theater in der Liliengasse: Wenn Gerhard Bronner, Helmut Qualtinger, Carl Merz und, als Neuhinzugekommener, Hans Weigel literarisch-musikalisches Brettl machen, ist es gut, sehr gut; mehr als das, es ist vorzüglich, es ist erfahrungsgemäß „sensationell“. Wenn nun diese außerordentlichen, in ihrem pointenreichen, kritischen, polemischen Metier bewährten Kabarettisten „zur Abwechslung“ so etwas wie ein musikalisches Lustspiel fabrizieren, dann ist es — immer noch sehr gut; die Namen der Erzeuger garantieren mit Witz und Spott für einen Abend köstlicher Unterhaltung bei einfallsreichen spritzigen Chansons, bei scharfer Ironie und pointierten YexttfrW- ja.'W'Mm.-Wff'bei Helmut 'Q tfflfWfl H g'ehiareVPa'rrJaiel1 Seffern f*bw. gründigen, hintergründigen Humor, bei seiner sarkastischen, drastischen, nuancierten Charakterkomik. Da sind fünf geistvolle, groteske Einzelnummern, von denen zumindest drei in sich geschlossene, hinreißende Meisterwerkchen hoher Kabarettkunst darstellen: die boshafte Fernsehszene eines karikierten US-Senators, die Parodie aus dem schweizerischen Ur- und Hinterwald eidgenössischen Aelplertums, die brillante Kaffeehausszene aus dem ur-wieneri-schen St. Marx. Aber da ist dann auch, weil's ja diesmal kein Kabarett, sondern ein „Theater“ sein soll, die Handlung: Sie gleitet als dünner roter Eaden ' “durch die fünf Bilder, verbindet höchst nichtssagend-unverbindlich, hält zusammen, ohne viel zu halten, verwandelt eine Stunde vorzüglichen Brettls in zweieinhalb Stunden Boulevardtheater. Man nimmt sie hin wie ein notwendiges (im Grunde freilich gar nicht notwendiges, eher bedauerliches) Uebel, wie einen Zwangszusatz, bestehend aus einer Liebes- und Kriminalaffäre mit Gesang und netten Interpreten: Louise Martini, Louis Soldan, Johann Sklenka, Alfred Jerger, Rudolf Nemeth, Karl Hackenberg und last, not least Maria Pijukovic mit einer ausdrucksvollen, geschulten (und infolgedessen den Rahmen sprengenden) Stimme. Die ideenreichen, reizvollen Bühnenbilder und Kostüme sind von Edith Almoslino.

„Tugend um jeden Preis“ von Armand Salacrou im Theater der Courage: Eine echt französische Mixtur aus Satire und Boulevard, aus Kritik, Pointen, geistvoll-süffisanten Dialogen und frivolen Situationen mit einem guten ersten Akt, dem zwei weitere, überflüssigere folgen, damit aus einer amüsanten Grundidee ein abendfüllendes Theaterstück werde und ein halbwegs einleuchtender Schluß. Robert Werners sympathische Komik und die Bühnendekoration von Felix Smetana sind die Lichtpunkte des Unternehmens.

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