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Dokumentation zum ,Fall Rabl

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DDr. Kurt O. Rabl bemüht sich um die Lehrbefugnis an der rechts- und staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Innsbruck. Obwohl er seit längerer Zeit die Abteilung für Völkerrecht und ausländisches öffentliches Recht der Forschungsstelle für Außenpolitik und Völkerrecht der

Universität Mainz leitet, zieht er offenbar das geistige Klima in Österreich der in der Bundesrepublik herrschenden Atmosphäre vor. Deshalb suchte er sich die Universität Innsbruck aus. Hier ist doch schon Armin Möhler die Habilitierung geglückt. Warum nicht Kurt O. Rabl?

„Offizielle Position“ bleibt ungeklärt

Wer ist Kurt O. Rabl? Die Quellen sprechen eine nüchterne Sprache. Geboren 1909 in Breslau, Mitglied der NSDAP seit 1. 1. 1934, arbeitete Rabl 1937 für die Führung der Sudetendeutschen Partei und beteiligte sich an den verschiedenen Aktionen Henlems. Diese Tätigkeit muß seine Auftraggeber zufriedengestellt haben, denn 1938 finden wir ihn in Preßburg. Jörg K. Hoensch („Die Slowakei und Hitlers Ostpolitik“, Köln — Graz 1985) beschreibt Rabis Tätigkeit:

„Die offizielle Position von Doktor Kurt Otto Rabl 1938/39 in der Slowakei bleibt ungeklärt. Neben journalistischer Beschäftigung (unter anderem im Grenzboten) und der Mitarbeit an juristischen Zeitschriften (ZaöRuVR) betätigte er sich hauptsächlich als von der VdM (Volksdeutsche Mittelstelle — A. P.) delegierter Rechtsberater der Deutschen Partei'... Seine engen Verbindungen zum SD sind nachweisbar (S. 180)... Der Himmler unterstellte Sicherheitsdienst (SD) hatte schon in den Monaten vor München seine Agenten in die Slowakei eingeschleust. Nach dem 6. Oktober 1938

liefen die Fäden des Agentennetzes bei Götsch und Rabl zusammen“ (S. 190).

Weltanschauung und KZ

In seinem „Entwurf zur Rechtsstellung der deutschen Volksgruppe in der Slowakei“ forderte Rabl „die Anerkennung der DP (Deutsche Partei — A. P.) als politische Einheits-und Führungsorganisation' der deutschen Volksgruppe und als politischmoralische Instanz im Geiste der nationalsozialistischen Weltanschauung“ (Zit. nach Hoensch, S. 181). In einem Brief an Dr. Hammerschmid, den Adjutanten des damaligen“ „Reichsstatthalters“ Seyß-Inquart, schrieb Rabl am 22. März 1939:

„Ich habe ihm (dem slowakischen Politiker Murgas — A. P.) zum Beispiel vor ein paar Tagen den Entwurf für eine Verordnung über die Errichtung von KZs gemacht — die Sache steht heute noch genau dort, wo sie in dem Augenblick stand, als ich ihm den Entwurf überreichte. Von einer interministeriellen Behandlung, von einer Verabschiedung, von einer Verkündigung ist keine Rede, und alle Haftkandidaten erfreuen sich nach

wie vor der Frühlingssonne, als ob nichts geschehen wäre.“ Rabl beklagte sich also, daß die Errichtung von Konzentrationslagern in der Slowakei nicht mit der von ihm geforderten Geschwindigkeit vorangetrieben wurde.

Im Jänner 1940 fand der „Ostspezialist“ Rabl zunächst im „Generalgouvernement“ Verwendung, wo er in Krakau die Abteilung „Polnisches Recht“ leitete. Dann holte Seyß-Inquart seinen getreuen Rabl in die in der Zwischenzeit Überfallenen und besetzten Niederlande und unterstellte ihn dem „Generalkommissar für Justiz“, Wimmer. In den Niederlanden beschäftigte sich Rabl vor allem mit dem Ausbau der Diskriminierung der jüdischen Bevölkerung. Er entwarf eine „Judenverordnung“ und nahm an den sogenannten „Judenkonferenzen“ Seyß-Inquarts teil, die über die Ausplünderung und Deportation der Juden entschieden. Auf einer Teilnehmerliste einer solchen Konferenz vom 4. Oktober 1941 finden wir die Namen Seyß-Inquart, Böhmcker, die „Generalkommissare“ Schmidt und Fischböck, Harster (den SD-Chef in Holland, der zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt wurde), Lagres (den Gestapo-Chef von Amsterdam, der zum Tode verurteilt, begnadigt und 1966 nach Deutschland entlassen wurde) und Rabl.

In Holland

Diese Tatsachen sind zwar offensichtlich für die Universität Innsbruck, nicht' jedoch für holländische

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