Zu zwölf Jahren Haft verurteilte unlängst das Bezirksgericht von Brünn den 21jährigen Arbeiter Zdenek Podräzsky, der im Mai in der südmährischen Stadt Zdär nad Säza-vou mit einem Baseballschläger den 42jährigen Borna Tibor Berki zu Tode geprügelt hatte.
Zu diesem Verbrechen war es im Familienhaus des ermordeten Zigeuners - vor den Augen der Ehefrau und der fünf Kinder - gekommen. „Zigeuner erschrecken" - wollte der Skinhead Podräzsky. Er kam aus einer Gaststätte und mit ihm noch drei weitere Skinheads. Der Initiator der blutigen Aktion gegen den in ordentlichen Verhältnissen lebenden Tibor Berki, der damals 17jährige Martin Komär, bekam jetzt 18 Monate Haft. Die zwei anderen Lehrlinge wurden nur bedingt verurteilt.
Im Falle des Hauptangeklagten Podräzsky befand das Gericht, daß es zwar Mord, aber nicht rassistisch motivierter Mord, gewesen sei. Die Bich-ter differenzierten zwischen der rassistischen Motivierung, ins Haus des Zigeuners einzubrechen - und der folgenden Mordtat: Die Schlägerei zwischen dem angegriffenen Zigeuner und Podräzsky sei nämlich mit keinerlei rassistischen Schreien verbunden gewesen. Der Staatsanwalt hat schon Berufung eingelegt.
Für die tschechische Begierung "bedeutete dieser Mord im Mai eine Zäsur in der Serie der rassistisch motivierten, hauptsächlich gegen Zigeuner gerichteten Gewalttaten in Tschechien: Sie hat aus diesem Anlaß eine eigene Sitzung einberufen. Gleich im Mai hat auch die oberste Staatsanwältin, Bohumira Kopecnä, für alle Staatsanwälte der Bepublik die Weisung erlassen, bei der Mitarbeit mit der Polizei alle rassistischen Äußerungen sehr aufmerksam zu verfolgen und strenge Strafen zu verlangen. Im September wurde dann die Novelle des Strafgesetzes angenommen, die härtere Strafen für Täter mit rassistischer Motivierung vorsieht.
In den letzten drei Jahren wurden in Tschechien 28 Zigeuner ermordet und mehrere hundert verletzt. Von Jänner 1993 bis zur Mitte des Jahres 1994 kam es zu 450 nationalsozialistisch und rassistisch motivierten Übergriffen. Die schlimmste Situation entwickelte sich in Prag. Ziel von rassistischen Angriffen sind nicht nur Zigeuner, sondern auch Asiaten und Schwarze. Mehrere illegale Zeitschriften der Skinheads drucken auch antisemitische Artikel. Die Zigeuner machen in Tschechien sechs Prozent der Bevölkerung aus, ihr Kriminalitätsanteil beträgt aber 40 Prozent. Experten meinen, daß es viel Arbeit und Geduld brauchen wird, um das nicht einfache Problem der Borna in Tschechien zu lösen.
