Zeugnisse ungezähmter Natur

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Per Kirkeby, einer der größten zeitgenössischen Künstler, ist in Innsbruck zu sehen.

Die Biografie des derzeit in der Innsbrucker Galerie Kugler präsenten Malers, Bildhauers und Schriftstellers Per Kirkeby, geboren 1938 in Kopenhagen, liest sich beeindruckend: Beginnend in den sechziger Jahren legt das künstlerische Multitalent (mit Professuren an der Kunstakademie in Karlsruhe und der Städelschule in Frankfurt) etwa 70 Bücher, 25 Filme, Teilnahmen an den Biennalen in Venedig und der documenta in Kassel, Bronzeskulpturen auf dem Gebäude des Deutschen Bundesrates in Berlin, monumentale Backsteinplastiken zwischen Architektur und Skulptur, Bühnenbilder für das New York City Ballett usw. und eine lange Reihe von Ausstellungen in den größten Museen der Welt vor: Guggenheim-Museum und Museum of Modern Art, New York, Museum Ludwig in Köln, Haus der Kunst und Lenbachhaus, München, Centre Georges Pompidou, Paris, Tate Gallery, London ...

Aber nun zu Per Kirkebys Arbeiten bei Kugler in Innsbruck! Diese hochkarätigen Monotypien, Radierungen, Lithografien, Holzschnitte - zu Motivreihen gruppierte Landschaftsformen der Färöer Inseln im Nordatlantik - scheinen, Quadratmeter um Quadratmeter, durchwegs von Strindbergs Worten "Die Natur ungefähr nachahmen, vor allem ihre Art des Schaffens nachahmen!" geleitet zu sein. In phänomenalem Strich und unvergleichlichen Farbakkorden zeugen Kirkebys grafische Schöpfungen von der erdhaften Vitalität einer ungezähmten Natur, welche der Däne auf seinen vielen Reisen immer wieder angetroffen hat. Sein Auge entdeckt Orte, die von Menschenhand weitgehend verschont geblieben sind: wilde Landstriche, stille Gewässer, elementare Gebirgsformationen, von Naturgewalten geboren und permanent umgestaltet. Und der Künstler schildert nicht, nein, er formt und strukturiert seine Landschaftseindrücke wie ein Geologe (er hat ja auch Geologie studiert!); er sensibilisiert Einzelheiten, kombiniert unterschiedliche Schichtungen und setzt die Bruchstücke seiner Assoziationsfelder in- und übereinander. Daneben liegen helle Flecken wie Himmelsglanz auf Wasserspiegeln; schwarzgrün und dunkeltürkis dringen die Schatten der in der Tiefe lastenden Steine an die Oberfläche. Während der Annäherung in den langen Prozess der Verwirklichung scheinen sich die Farben von Erde und Wasser vermischt zu haben; Formen und Kolorit der Färöer sind zu eigenwilligen Entsprechungen der Natur geworden. Nicht selten wirkt Grün " grashaft" oder Grau mutet "steinhaft" an, ohne tatsächlich Gras oder Stein abzubilden. Man kann es spüren: In jener Landschaft hat die Schöpfung in ihrer ganzen Größe und Einfachheit gewaltet! Und Per Kirkeby hat diese "Art des Schaffens" aus der Tiefe seines Erkennens "nachgeahmt".

Paul Kirkeby - "Feroe Islands"

Galerie Kugler, Innsbruck

Hörtnagl-Passage/Burggraben 6/II

Bis 5. April, Di-Fr: 10-12,15-18.30 Uhr

Sa: 9.30-12.30 Uhr

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