Betriebe sind gefordert

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Politikwissenschaftler Emmerich Tálos mahnt zum Handeln.

Die Furche: Im Jahr 2030 werden die Mitvierziger die dominierende Gruppe am Arbeitsmarkt sein. Sind Politik und Wirtschaft vorbereitet?

Emmerich Tálos: Die Politik ist in Ansätzen auf diese Entwicklung vorbereitet. Die Betriebe sind es nicht. In einer Anfang Februar vorgestellten Studie zum Thema "Ageing Society" des Zukunftsforums Österreich, bei der 700 Unternehmen befragt wurden, haben 84 % geantwortet, sie kennen keine Initiativen in Betrieben, die auf ältere Arbeitnehmer abzielen, und 86 % gaben an, dass es in ihrem Betrieb keine derartigen Strategien gibt. Diese dominante Ausrichtung auf junge Menschen wird zum Nachteil werden.

Die Furche: Es besteht also Handlungsbedarf bei den Betrieben …

Tálos: Wenn Betriebe gefragt werden, in welchem Bereich etwas geschehen soll, dann sind sie selbst die Letzten, wo sie ansetzen würden. Zuerst solle die Politik den Verbleib von Älteren im Erwerbsleben fördern, wie mit der Senkung der Lohnnebenkosten.

Die Furche: Wobei ein nicht unerheblicher Teil sicherlich an der Politik festzumachen ist …

Tálos: Ja, die Politik muss Rahmenbedingungen schaffen, die das Arbeitslosigkeitsrisiko bei Älteren senkt: Wie Maßnahmen im Bereich der Gesundheitsvorsorge oder die Abflachung der Lohnkurve.

Die Furche: Wäre die Anhebung des Pensionsantrittsalters eine Lösung?

Tálos: Derzeit würde das bedeuten, dass die materielle Situation von Älteren noch schlechter wird, angenommen das Pensionsantrittsalter würde auf 67 angehoben werden. Teile der Bevölkerung würden das auch physisch nicht schaffen. Die Idee ist jedoch überlegenswert, dann wenn sich die Lebenszeit der Menschen um drei bis fünf Jahre verlängert und der demografisch bedingte Arbeitskräftemangel die Nachfrage nach älteren Menschen steigen lässt.

Die Furche: Derweil blickt Österreich neidisch gen Norden …

Tálos: Zurecht, denn diese Länder investieren mehr in Weiterbildung und Gesundheitsvorsorge, um Ältere länger in den Unternehmen zu halten.

Das Gespräch führte Thomas Meickl

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